Driver 2 by J Sallis

Driver 2 by J Sallis

Autor:J Sallis [Sallis, J]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-09-15T22:00:00+00:00


»MEINUNGEN SIND WIE ARSCHLÖCHER«, pflegte Shannon immer zu sagen, »jeder hat eine. Aber Überzeugungen, das ist eine ganz andere Nummer – Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.«

Letzteres war von Nietzsche, obwohl Driver das damals nicht wusste. In den letzten Jahren hatte er viel nachgeholt. Er nahm nicht an, dass Shannon an irgendeine Art von Wahrheit glaubte, die man in eine Schachtel stopfen und mit nach Hause nehmen konnte. Aber er kannte sich eindeutig mit Lügen aus. Den Lügen, die uns von Kindheit an erzählt werden, jenen, in denen wir schwimmen und die wir uns selbst erzählen, um weitermachen zu können.

Driver ließ den Fairlane bei der Werkstatt stehen. Er hatte kein vorübergehendes oder anderes Zuhause, zu dem er zurückkehren konnte, er suchte sich ein Motel auf dem Weg in Richtung Stadt. Der Angestellte, der sich ständig mit der flachen Hand über die Haare fuhr, ließ ihn eine Stunde in einem muffigen Lobbysessel mit lauter Brandlöchern warten (Driver zählte sechzehn Stück), weil noch keine Eincheck-Zeit war. Das Zimmer hielt das, was der Sessel versprochen hatte.

Driver schaltete den Fernseher ein, der nicht funktionierte, und schaltete ihn wieder aus. Verdammt, er konnte den vom Zimmer nebenan gut genug durch die Wand hören. Der Dreck in der Toilettenschüssel und der Wanne war eine Welt für sich. Als er sich setzte, machte das Bett ein Geräusch, das ihn an eine Kutsche in alten Western erinnerte.

Aber er brauchte eine Ruhepause. Er hatte morgen einen Haufen Arbeit vor sich, musste den Wagen wieder flottmachen, und dieser Ort hier war so gut wie jeder andere, wenn man sich aufs Ohr legen wollte. Hier würde ihn niemand finden und niemand nach ihm suchen.

Das glaubte er bis zu dem Punkt, an dem er aufwachte, weil sich die Zimmertür leise schloss.

Sein Besucher würde natürlich eine Weile dort stehen. So machte man das. Driver hustete leicht, so wie man hustet, wenn man schläft, und drehte sich auf die Seite, als würde er weiterschlafen.

Ein zögerlicher Schritt, ein Innehalten, dann ein weiterer. Draußen gingen ein paar Leute vorbei, redend und mit schwerem Schritt, sodass Driver sehr aufmerksam sein musste. Der Eindringling würde die Geräusche nutzen, um sich auf ihrer Welle weiter anzunähern.

Denke nicht, handle, hatte ihm Shannon wieder und wieder gesagt. Driver sah und hörte den Mann nicht richtig – er spürte ihn in erster Linie. Mit einer einzigen Rolle war er aus dem Bett, erfasste die Umrisse des Mannes vor dem Licht des Fensters, hieb mit seinem Ellenbogen dorthin, wo sein Gesicht sein musste, spürte und hörte das Krachen von Knochen.

Als der Mann am Boden lag, hatte Driver seinen Fuß auf der Kehle, aber der würde so schnell nicht wieder aufstehen. Driver nahm ein Handtuch aus dem Bad und ließ es in der Nähe des Mannes fallen, setzte sich dann neben ihn auf den Fußboden, öffnete sein Taschenmesser und hielt es so, dass es das Erste war, was der Mann sehen würde, wenn er wieder zu sich kam.

Es dauerte nicht lang. Seine Augen öffneten sich, der Blick noch leicht verschwommen, bevor er sich klärte und auf Driver richtete.



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