Dresdner Fürstenfluch by Vollhardt Constanze

Dresdner Fürstenfluch by Vollhardt Constanze

Autor:Vollhardt, Constanze [Vollhardt, Constanze]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863587673
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-03-03T16:00:00+00:00


Sonntag, 31. Mai, Nachmittag

Kommissariat, Chemnitz

Lars Friedrich hatte zwei Vermisstenmeldungen auf seinem Schreibtisch liegen. »Da seid ihr ja endlich.«

»Bevor wir irgendetwas anfangen, brauche ich erst mal einen Kaffee«, verkündete Färber. »Carola, willst du auch?«

»Gern.«

Lars Friedrich meldete sich wie in der Schule. »Ich auch, bitte.«

Färber stöhnte kaum hörbar, weil er nur zwei Hände hatte, und verließ den Raum. Nach ein paar Minuten schob er die Tür mit dem Fuß auf und balancierte drei dampfende Plastikbecher zum Schreibtisch. Nachdem er alles heil abgesetzt hatte, schüttelte er seine Hände in der Luft, um sie zu kühlen. Er ging um den Tisch herum und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.

Carola reichte ihm einen Kaffee. »Danke, Färber, du rettest mir das Leben.« Sie grinste.

»Ja, ja.«

Für einen Moment blieb es ruhig im Büro, während sie versuchten, von dem Kaffee zu trinken, ohne sich den Mund zu verbrennen. Nur ihr Pusten in das heiße Getränk war zu hören.

»Also gut, Lars. Schieb mir mal die Vermisstenmeldungen rüber.« Färber beugte sich mit ausgestrecktem Arm über seinen Schreibtisch. Lars Friedrich tat, wie ihm geheißen, und drückte ihm zwei Dokumente in die Hand.

Färber überflog die Seiten. Eine der beiden Anzeigen hatte ein Pflegeheim aufgegeben, aus deren Patientenbestand ein dreiundfünfzigjähriger Mann im Schlafanzug abhandengekommen war. Das beigefügte Passbild, das vermutlich aus seiner Akte bei der Einlieferung stammte, zeigte einen glatzköpfigen korpulenten Herrn, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrem Opfer aufwies. Färber schob die Anzeige von sich weg auf die äußere Kante seines Tisches und nahm die andere zur Hand. Auf dem Foto glaubte er den Toten vom Schloss zu erkennen, ballspielend mit einem Kind auf einer Wiese.

»Das könnte er sein.« Dann las er die wenigen Zeilen, die der Polizeibeamte in die Anzeige getippt hatte. Der Vermisste war sechsundvierzig Jahre alt, hieß Frank Immler und arbeitete als Techniker bei einem Pannenservice. Zuletzt gesehen hatte ihn der Dispatcher seiner Firma, bevor Immler zu seinem letzten Auftrag am Samstagabend etwa Viertel vor elf aufbrach. Nach dreiundzwanzig Uhr dreißig versuchte der Kollege noch mehrfach, ihn per Funk zu erreichen, denn Immler hatte sich nicht in den Feierabend abgemeldet. Weil keine Antwort kam, rief der Dispatcher ein paarmal erfolglos auf Immlers Handy an. Zu Hause bei den Immlers ging ebenfalls niemand ans Telefon. Schließlich schickte der Dispatcher einen anderen Techniker zu der Adresse, die auf Immlers letztem Auftrag stand, dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums vor der Stadt. Als der Kollege dort ankam, stand Immlers Wagen verlassen auf dem leeren Gelände, aber es gab keine Spur von ihm. Der Dispatcher wurde verständigt. Dieser alarmierte um null Uhr siebenundzwanzig schließlich die Polizei. Das beigefügte Foto kam von Immlers Ehefrau, die ihren Mann heute Morgen als vermisst gemeldet hatte. Das Protokoll mit ihrer Aussage war angehängt.

Färber blätterte nach hinten und überflog die Seite. »Die Ehefrau weiß nichts, sie hat ihren Mann erst heute früh beim Aufwachen vermisst.«

»Wahrscheinlich arbeitete ihr Mann oft in der Nacht, da würde ich auch nicht aufbleiben, sondern schlafen gehen«, sagte Carola.

»Ja, in diesem Sinne hat sie sich auch geäußert.«

»Bist du dir sicher, dass Frank Immler unser Opfer ist?«, wollte Lars Friedrich wissen.



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