Dreifach by Ken Follett

Dreifach by Ken Follett

Autor:Ken Follett [Follett, Ken]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


*

Dickstein sagte sich, daß der Spaß vorbei war. Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.

Als er sein Hotelzimmer um 10.00 Uhr betrat, wurde ihm klar, daß er – gegen alle Vernunft – keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Zum erstenmal seit zwanzig Jahren als Agent hatte er einfach die elementarsten Vorsichtsmaßnahmen vergessen. Er stand in der Tür, blickte sich um und dachte an die umwerfende Wirkung, die sie auf ihn gehabt hatte. Suza zu verlassen und die Arbeit wiederaufzunehmen, war, als stiege er in einen vertrauten Wagen, der ein Jahr lang in der Garage gestanden hatte: Er mußte die alten Gewohnheiten, die alten Instinkte, die alte Paranoia wieder in seinen Geist einsikkern lassen.

Er ging ins Bad und ließ die Wanne vollaufen. Nun hatte er so etwas wie eine emotionelle Atempause. Suza mußte ab heute wieder arbeiten. Sie war bei der BOAC, und ihr Dienst würde sie um die ganze Welt führen. Zwar dachte sie, in einundzwanzig Tagen zurück zu sein, aber es konnte auch länger dauern. Er hatte keine Ahnung, wo er in drei Wochen sein würde – er wußte also nicht, wann er sie wiedersehen konnte. Doch er würde sie wiedersehen, wenn er überlebte.

Alles – Vergangenheit und Zukunft – sah jetzt anders aus. Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens schienen eintönig, obwohl er Menschen erschossen hatte und auf ihn geschossen worden war, obwohl er durch die ganze Welt gereist war, sich verkleidet, Menschen betrogen und unglaubliche Taten vollbracht hatte. Alles kam ihm jetzt sinnlos vor.

Während er in der Badewanne saß, überlegte er, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen sollte. Er hatte sich entschieden, nicht mehr als Spion zu arbeiten – aber was würde er tun? Alle Möglichkeiten schienen ihm offenzustehen. Er konnte für die Knesset kandidieren, sein eigenes Geschäft gründen oder einfach im Kibbuz bleiben und den besten Wein in Israel herstellen. Würde er Suza heiraten? Wenn ja – würde sie in Israel leben? Er genoß die Ungewißheit; es war, als grübelte man darüber nach, welche Geburtstagsgeschenke man bekommen würde.

Wenn ich überlebe, dachte er. Plötzlich stand noch viel mehr auf dem Spiel. Er hatte Angst zu sterben. Bis jetzt war der Tod etwas gewesen, dem man mit allem Geschick aus dem Weg gehen mußte, weil es sozusagen ein schlechter Schachzug war. Aber nun wollte er unbedingt leben: um wieder mit Suza zu schlafen, um ein gemeinsames Heim mit ihr zu haben, um alles über sie zu erfahren – ihre Eigenheiten, ihre Angewohnheiten und Geheimnisse, die Bücher, die sie mochte, was sie von Beethoven hielt und ob sie schnarchte.

Es wäre schrecklich, wenn er so bald sein Leben verlöre, nachdem sie es ihm gerade wiedergegeben hatte.

Dickstein stieg aus der Wanne, trocknete sich mit einem Handtuch ab und zog sich an. Er mußte diesen Kampf gewinnen, um am Leben zu bleiben.

Als nächstes hatte er zu telefonieren. Er erwog, vom Hotel aus anzurufen, beschloß aber, jetzt besonders vorsichtig zu sein, und ging hinaus, um eine Telefonzelle zu suchen.

Das Wetter hatte umgeschlagen. Gestern war die Wolkendecke aufgerissen, und nun schien die Sonne angenehm warm.



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