Drei Herzen auf Safari by Elke Becker
Autor:Elke Becker [Becker, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7393-3539-1
Herausgeber: tolino
veröffentlicht: 2016-01-29T16:00:00+00:00
Ruf der Wildnis
Paula stand leise auf und bemühte sich, Frederik nicht zu wecken, was sich als unmöglich herausstellte. Schon als sie ihren Kaffee aus dem Vorzelt holte, wachte er am Geräusch des Reißverschlusses auf. »Bleib liegen«, flüsterte Paula.
»Nichts anderes habe ich vor«, brummte Frederik und drehte sich vom Lichtschein weg.
Paulas Mitleid hielt sich in Grenzen. Sie hatte ihn gewarnt, nicht so viel von dem Salat zu essen. Aber er hatte ihre Bedenken einfach beiseite gewischt und musste jetzt mit den Folgen leben. Zumal Paula wusste, wie schnell Frederik litt. Selbst bei einem harmlosen Schnupfen machte er eine Staatsaffäre daraus. In diesem Punkt nahm Paula ihn einfach nicht mehr ernst. Es war am besten, ihm in solchen Momenten aus dem Weg zu gehen. Dadurch wurde er am schnellsten wieder gesund. Bemuttern verschlimmerte seine Beschwerden regelmäßig, weil er in der Rolle des Leidenden dann förmlich aufblühte.
Wenn sie Frederiks Magenverstimmung mit Vincents Verletzungen verglich, wusste sie nicht, wie sich Frederik in der Situation vom Vortag verhalten hätte. Hätte er es auch geschafft, sie in ihrer Not noch zu unterstützen und ihr Mut zuzusprechen? Ihr zu vertrauen? Vielleicht. Aber sicher konnte sie sich nicht sein. Zwischenzeitlich war sie sich in vielen Punkten nicht mehr sicher.
Nachdenklich trank Paula ihren Kaffee. Sie drehte sich zu Frederik, der mit geschlossenen Augen im Bett lag und ein leidendes Gesicht zog. In diesem Moment nicht. Aber es gab auch viele Augenblicke, in denen er sie noch zum Lachen brachte und sie sich an die alten Zeiten erinnerte. Gehörte die Ernsthaftigkeit vielleicht einfach zum Erwachsenwerden? Verlor man im Laufe der Jahre die Leichtigkeit, die einem das Leben trotz schwieriger Situationen bot? Sie konnte auch über sich selbst lachen, wenn etwas schief lief. Das machte die Angelegenheit dann weniger tragisch. Es war müßig sich schon am frühen Morgen mit so schwerwiegenden Fragen auseinanderzusetzen. Sie kontrollierte nochmals ihre Fototasche, und nachdem sie Frederiks leises Schnarchen vernahm, verließ sie grußlos das Zelt.
Dayo stand schon in der Dunkelheit und wartete auf sie. »Jambo«, grüßte sie ihn und er schenkte ihr ein freundliches Lächeln, bevor er voraus zum Jeep ging.
Aiden stand davor und wünschte ihr einen guten Morgen. Ohne den Gruß zu erwidern, erkundigte sie sich direkt nach Vincents Zustand.
»Zwei gebrochene Rippen, mehrere geprellt, das Jochbein ist auch angebrochen, aber er wird es überstehen.« Aiden öffnete ihr die Wagentür und nahm ihr die Fotoausrüstung ab. »Vorerst wird er in der Klinik bleiben. Die Saison ist für ihn jedenfalls vorbei.«
»Und das nur wegen meiner Nashörner«, meinte Paula seufzend.
»Es ist nicht deine Schuld«, versuchte Aiden ihr die Situation zu erleichtern. »Er wird trotzdem über die Runden kommen.«
Paula zweifelte das an. Vincent brauchte das Einkommen. Keine Arbeit bedeutete auch kein Geld und in ein paar Wochen würde er Nachwuchs bekommen. Zögernd stieg sie ein.
»Was macht dein Kopf?«
»Der wird schon wieder«, meinte Paula abwesend. »Wie viele Kinder hat Vincent eigentlich?«
»Vier«, erklärte Aiden und schloss die Wagentür hinter Paula, bevor er selbst auf der Fahrerseite einstieg.
»Kann ich ihn finanziell etwas unterstützen?«, schlug Paula vor.
»Er würde es vermutlich nicht annehmen«, gab Aiden zu bedenken.
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