Dreh dich nicht um by Karin Slaughter

Dreh dich nicht um by Karin Slaughter

Autor:Karin Slaughter [Slaughter, Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-20T10:59:50+00:00


NEUN

J

effrey stand auf dem Flur vor dem Verhörraum und wartete auf Frank. Er hatte Lena durch die verspiegelte Scheibe beobachtet, doch er ertrug Lenas Blick nicht, auch wenn er wusste, dass sie ihn nicht sehen konnte.

Heute Morgen war er mit Frank zu Lena nach Hause gefahren, um vernünftig mit ihr zu reden. Gestern Abend war er den Ablauf des Besuchs im Kopf durchgegangen. Sie würden sich zusammensetzen und reden, vielleicht einen Kaffee trinken, und gemeinsam überlegen, wie sie weiter verfahren würden. Die Idee war gut gewesen – doch dann war ihm Ethan White in die Quere gekommen.

»Chief«, sagte Frank leise. Er brachte zwei Becher Kaffee, und Jeffrey nahm ihm einen ab, obwohl er so viel Koffein intus hatte, dass sogar die Haare auf seinem Arm zitterten.

»Ist die Akte schon da?«, fragte Jeffrey. Die Fingerabdrücke auf Ethans Kaffeetasse hatten sie nicht weitergebracht, aber sein Name und seine Führerscheinnummer hatten im Computer einen Treffer gebracht. Ethan White hatte nicht nur eine polizeiliche Akte, er hatte sogar eine Bewährungshelferin in der Stadt. Diane Sanders wollte Whites Akte selbst vorbeibringen.

»Ich habe Maria gesagt, sie soll Diane gleich zu uns schicken«, sagte Frank und trank einen Schluck Kaffee. »Hat Sara noch was über den kleinen Rosen rausgefunden?«

»Nein«, sagte Jeffrey. Sara hatte Andy Rosen obduziert, nachdem sie mit Ellen Schaffer fertig war. Die Leiche hatte keine großen Neuigkeiten geliefert, und außer Jeffreys und Saras Verdacht wies nichts auf Fremdeinwirkung hin.

Er sagte zu Frank: »Ellen Schaffer wurde mit Sicherheit umgebracht. Und beide Fälle haben mit Sicherheit etwas miteinander zu tun. Wir sehen nur die Verbindung noch nicht.«

»Und Tessa?« Jeffrey zuckte die Schultern. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte Sara fast die ganze Nacht wach gehalten, um herauszufinden, was die drei Opfer miteinander verband. Dass Sara am Küchentisch irgendwann eingeschlafen war, hatte er erst zehn Minuten später gemerkt.

Frank sah durch das kleine Fenster in den Verhörraum und beobachtete Lena. »Hat sie was gesagt?« »Ich habe es noch nicht versucht.« Jeffrey wusste nicht einmal, was er fragen sollte. Er war entsetzt gewesen, Ethan bei ihr zu finden, als sie die Tür aufgebrochen hatten. Und als Lena nicht gleich aus dem Badezimmer kam, hatte er sich ernstlich Sorgen gemacht. Einen kurzen Moment war er überzeugt gewesen, sie tot auf den Fliesen zu finden. Die Panik, die ihn ergriffen hatte, bevor sie endlich herauskam, würde er nicht so schnell vergessen – und den Schreck, als er feststellen musste, dass sie von dem Burschen nicht nur geschlagen worden war, sondern dass sie ihn auch noch deckte.

Frank sagte: »Das sieht Lena gar nicht ähnlich.« »Irgendwas geht hier vor«, stimmte Jeffrey zu. »Glaubst du, sie hat zugelassen, dass der Typ sie schlägt?«

Jeffrey trank einen Schluck Kaffee und dachte an die Sache, die er hatte verdrängen wollen. »Hast du ihr Handgelenk gesehen?«

»Sieht ziemlich schlimm aus.«

»Mir gefällt das nicht.«

Dann sagte Frank: »Da kommt Diane.«

Diane Sanders war weder groß noch klein, dafür hatte sie das schönste graue Haar, das Jeffrey je gesehen hatte. Auch wenn sie auf den ersten Blick unauffällig wirkte, strahlte sie einen unterschwelligen Sex-Appeal aus, der Jeffrey immer wieder überraschte.



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