Drake, Shannon - Vampires 01 - Unter dem Blutmond by Drake
Autor:Drake [Drake]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-13T00:00:00+00:00
9.
Sie streiften etwa eine Stunde lang durch die Stadt, durch enge Gassen, unter Balkons hindurch, die weit über die Straße ragten. Sie schlürften einen köstlichen Milchkaffee an der Prince Street und schlenderten dann zum Jackson Square, wo sie die Vögel mit Brotkrumen fütterten.
Sie sprachen vor allem über New Orleans und die abwechslungsreiche Geschichte dieser Stadt, wobei sie das Thema Kriminalität geflissentlich vermieden. Sean wurde sehr lebhaft, als sie sich über Andrew Jackson unterhielten, und merkte erst, als sie direkt vor der Statue des Ahnen aus dem Bürgerkrieg standen, dass sie in diese Richtung gegangen waren.
Er blickte zu ihm auf.
Ein anderer Sean, eine andere Zeit, eine ganz andere Welt.
Captain Sean Canady stand da in der Uniform seiner Zeit, den mit einer Feder verzierten Schlapphut tief in die Stirn gezogen, Degen und Schwert am Gürtel, einen gestiefelten Fuß auf einen Stein gestützt, während er mit kunstvoll gemeißelten Marmoraugen auf seine geliebte Stadt blickte. Auf einer Plakette am Sockel des Denkmals waren sein Geburts- und Todestag sowie seine größten Taten vermerkt. Er war bei dem Versuch gestorben, New Orleans zu retten - ein Held, der seine Männer bis zu seinem eigenen tragischen Tod verteidigt hatte. In der Geschichte war ihm ein Platz als Kämpfer für die Gerechtigkeit sicher.
»Imposanter Bursche, nicht wahr?«, meinte Sean.
Als er sah, wie Maggie ihn betrachtete, wurde ihm ein wenig mulmig. Sie sah blass aus.
»Du ähnelst ihm sehr.«
»Findest du?« Sean musterte noch einmal die Statue mit ihrem gemeißelten Bart und dem kragenlangen Haar. »Schwer zu sagen. Mit Gehrock und Degen kann ich jedenfalls nicht aufwarten.«
Sie schien zu frösteln. Er legte einen Arm um sie. »He, du glaubst doch nicht etwa an Geister? Dafür bist du doch viel zu weltgewandt.«
Sie entzog sich ihm und blickte ihm ins Gesicht. »Du glaubst also nicht an Geister?«
Er schnitt eine belustigte Grimasse und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht an Geister. Ich glaube auch nicht an Orte, die angeblich von Geistern heimgesucht werden. Außerdem war der Bursche doch ein Guter - wenn er herumspuken würde, dann doch bestimmt als guter Geist.«
Sie zuckte die Schultern. »Ganz bestimmt.«
»Und das heißt?«, fragte Sean spöttisch. Normalerweise war sie doch ein völlig rationaler Mensch.
»Hast du denn noch nie daran gedacht, dass ...«
»Dass was?«
»Ich ...« Sie befeuchtete die Lippen. »Ich weiß nicht ... dass manchmal etwas Böses in der Luft liegt?«
»Auf alle Fälle glaube ich nicht an Gespenster.«
Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Wenn du nicht an Geister, Spuk, Gespenster und so weiter glaubst, wie willst du dann die Morde erklären?«
»Was heißt hier erklären? Menschen wurden auf grauenhafte Weise umgebracht.«
»Wie?«
Er bedachte sie mit einem scheelen Blick. »Was wie?«
»Na ja, du weißt schon - wie sind sie ums Leben gekommen? Wie erklärst du dir, dass es kein Blut gab oder dass die Leiche eines abgeschlachteten Opfers aus einem Hotelzimmer transportiert werden konnte, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hat?«
Er verschränkte die Arme. »Herr im Himmel, Maggie - wenn das nur meine Antwort sein könnte. Geister! Ich kann es einfach nicht glauben. Menschen tun eben böse Dinge. Es gibt einen bösen Mann, der Menschen umbringt, und ich werde ihn finden und dafür sorgen, dass er vor Gericht gestellt wird.
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