Drake, David - Lt. Leary 2 - Das Cinnabar Kommando by Drake David

Autor:Drake, David [David, Drake]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2013-02-18T00:00:00+00:00

gab, die das Ausstellen nicht lohnten, hatte sich bei ihr ein Gefühl eingestellt, das sie niemand hätte erklären können.

Wahrscheinlich Jagdinstinkt, vermutete Adele. Sie stellte sich vor, wie Hogg neben ihr in der Düsternis in völliger Stille darauf wartete, dass die Beute auf seinem Display auftauchte. Der Gedanke ließ sie lächeln, aber dennoch war etwas Wahres daran: Jede Arbeit und jede Tätigkeit hatte ihre eigenen Kunstgriffe, und Leute, die sich sehr gut auf ihr Handwerk verstehen, haben immer einen Instinkt, der weit über allgemein verfügbare Hinweise hinausreicht.

Das Display des PDA veränderte sich plötzlich, projizierte Text. Augenblicke zuvor waren zwanzig Prozent des Dokuments noch Schrott gewesen, jetzt blieb höchstens die Hälfte davon verschwommen und entzog sich damit der Analyse und der Wederherstellung.

AM TAG NACH DEM TOD VON KAPITÄN TYRFING VERLIESS ICH DAS LAGER UND BEGAB MICH, SO GUT ICH DAS NACH DEM SONNENSTAND BEURTEILEN KONNTE, NACH NORDEN. ALLES NAVIGATIONSMATERIAL FÜR DIESEN GOTTVERLASSENEN PLANETEN WAR ZUSAMMEN MIT DEM SCHIFFSCOMPUTER BEIM ABSTURZ ZERSTÖRT WORDEN …

Das Dachgeschoss war verstaubt und moderig, was aus der Sicht des Überlebens dieses Dokuments sogar gut war. Es war auf Leder geschrieben, und seit Adele einiges von dem darauf enthaltenen Text gelesen hatte, fing sie an, sich hinsichtlich der Herkunft dieses Leders Fragen zu stellen. Die Tinte war aus den Beeren eines Gewächses hergestellt, das der Schreiber den Fingerbusch nannte. Adele konnte zwischen der oberflächlichen Beschreibung … ETWA SO HOCH WIE MEIN UNTERARM MIT ÄSTEN WIE FINGERN UND DUNKELGELBEN FRÜCHTEN AN DEN ASTSPITZEN … und sämtlichen Pflanzen in ihrem Speicher keine Beziehung herstellen, aber sie wusste auch, dass sie nicht über die nötigen Voraussetzungen verfügte, um eine kompetente Suche nach botanischen Lösungen vornehmen zu können.

Der Dachboden hatte eine Reihe an der Decke angebrachter Beleuchtungskörper, aber die beiden einzigen, die davon noch funktionierten, befanden sich auf der anderen Seite des großen Raums. Das störte Adele nicht so, dass sie die Birnen hätte auswechseln lassen, da sie ja eine Taschenlampe besaß und das Display des PDA von innen heraus beleuchtet war. Die Folge dieser Beleuchtung war aber, dass, wenn jemand durch die Falltür kam, die Beleuchtung schwächer wurde und damit ihre Aufmerksamkeit weckte, was das Quietschen der Leitersprossen Augenblicke zuvor nicht bewirkt hatte.

Adele ruckte plötzlich in die Höhe, und ihre linke Hand glitt in die Tasche zu ihrer Pistole. Das ist ein Reflex, den ich früher nicht hatte …

»Ja?«, sagte sie mit weithin hallender Stimme.

»Ma’am?«, rief Dorst. »Offizier Mundy, ich wollte Sie nicht stören, aber Leutnant Mon hat gemeint …?«

»Ja, kommen Sie rauf, Dorst!«, sagte Adele und wusste, dass das deshalb so schroff klang, weil sie sich über ihre Reaktion auf die Überraschung ärgerte. »Was hat er gemeint?«

Der Offiziersanwärter kletterte die letzten drei Stufen herauf und kauerte sich dann neben sie. Sein Kopf würde die Decke nicht berühren, wenn er darauf achtete, ihn zwischen den Dachbalken zu lassen, aber dann könnte er Adele nicht in die Augen sehen.

»Äh, Leutnant Mon hätte gern gewusst, ob Sie etwas vom Kapitän gehört haben, äh, Adele«, sagte Dorst. »Er hat sich nicht beim Schiff gemeldet, und der Typ, der ihm den Wagen geliehen hat, da Lund, meine ich, sagt, er hätte auch nichts gehört.

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