Dragon 16 by Herren der Luefte
Autor:Herren der Luefte [Luefte, Herren der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Eine Stunde später war alles vorbei.
Der Himmel hatte sich geklärt. Der Mond stand
zwischen den Sternen. Nur am Horizont waren kleine,
schwarze Wolken. Vor der alten Mauer lagen
zusammengekrümmte Körper in ihrem Blut. Sie waren
aller ihrer Besitztümer beraubt.
Die gestohlenen Tiere waren weggebracht. Ein
langer schweigender Zug Stadtbewohner bewegte sich
langsam entlang des ausgetretenen Pfades zurück nach
Taxa.
Die Drachen waren verschwunden, weggeflogen,
hatten den Platz weit vor der Stadt verlassen.
Ein toter, schwarzer Hund lag auf einem der
getöteten Priester. Das Messer des Toten steckte in den
Därmen des Tieres. Der Boden war rundherum
aufgerissen und zerfurcht; von DrachenfüÃen und
Krallen, von den Hufen der rasenden Pferde und von
den Stiefeln der Kämpfenden. Blutgeruch lag über der
Lichtung. Jetzt begann der Wald wieder zu leben. Die
verängstigten Tiere wagten sich wieder aus den
Nestern, nachdem die Drachen verschwunden waren.
Varany der Fremde lehnte an einem der
verwitterten, bemoosten Pfeiler der Ruine und warf
einen nachdenklichen Blick auf die Gestalten, die rund
um das helle Feuer hockten.
»War das ein Traum? Ein Spuk? Oder haben wir
tatsächlich das alles erlebt, Koman?« fragte er leise. Er
schauderte, wenn er an den Waffenlärm und die
Schreie dachte.
»Es war kein Traum, Varany!« entgegnete der
Kräuterkundige. »Die Drachen überflogen unser Land,
und wir haben sie zu Hilfe gerufen. Sie kamen und
halfen â auf ihre Art.«
Varanys Augen suchten Abrasha, die schöne
Sklavin.
»Sie sind grausam und böse!« flüsterte er. Morgen
würden sie in die Stadt weiterziehen und handeln.
Koman hatte die wütende Menge hier am Eingang
abgefangen und ihnen erklärt, daà es sich bei den
Geflüchteten um die Mitglieder der überfallenen
Karawane handelte. Da sich der Zorn ausgetobt hatte
und die Wut verraucht war, lieà sich die Menge leicht
beschwichtigen.
»Sie sind nicht grausam, auch nicht böse. Sie haben
ein Gesetz wie wir Menschen. Und dieses Gesetz befahl
ihnen, so zu handeln. Sie haben ihren abtrünnigen
Artgenossen bestraft und das Böse von der Stadt
genommen!« erwiderte Koman. »Drachen helfen den
Menschen.«
»Und sie haben uns geholfen. Es ist wahr!« meinte
Varany nach einer Weile. Die Gefahr war für sie alle
endgültig vorbei. »Was wird jetzt geschehen?«
Koman deutete zum Feuer, wo Dampf aus einem
aufgehängten Kessel stieg, und wo die schweigenden
Wächter und Sklaven Bratenstücke über der Glut
drehten.
»Komm! Wir hungern. Und zumindest ich habe
Durst. Was geschehen wird? Vermutlich wird die
Stadtbevölkerung den Tempel zerstören, zu dessen Bau
man sie vor vielen Jahren gezwungen hat.
Das geraubte Gut wird verteilt. Und Frieden wird
wieder in Taxa einziehen. Der Drachengott der Stadt ist
tot und keine Gefahr mehr. Und ich werde wieder
meine Kräuter sammeln und meine Tränklein sieden.«
Sie blieben neben dem Feuer stehen. Man schob
ihnen Sättel zu, sie setzten sich und hielten ihre Arme
in dem nassen Zeug den wärmenden Flammen
entgegen. In allen Gesichtern standen die Eindrücke
der letzten Stunden.
»Bleibst du hier, Freund?« fragte Varany, nachdem
er und Koman Becher voll Wein und Bratenstücke in
den Händen hielten.
»Ich denke, ich werde hier bleiben. Wenn der Tag
kommt, werde ich die Ruine untersuchen. Sie ist das
geheime Quartier der verbrecherischen Taxaspriester
gewesen. Warum fragst du?«
Varany zog die Schultern hoch. Nur ungern, trennte
er sich von guter Ware.
»Weil ...«, begann er, »ich ein Problem habe. Ich muÃ
dir angemessen danken.«
»Wofür?«
Die Frage klang ehrlich erstaunt.
»Du hast meisterhaft mit den Drachen verhandelt.
Ja, ich meine, du habest sie erst herbeigerufen. Ich
konnte nichts tun; alle meine Männer und ich waren
gefesselt.«
Koman wiegte den Kopf und nahm einen langen
Schluck von dem schweren, feurigen Wein.
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