Drachenfeind: Roman (German Edition) by Naomi Novik

Drachenfeind: Roman (German Edition) by Naomi Novik

Autor:Naomi Novik [Novik, Naomi]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-07-27T22:00:00+00:00


12

General Fela war jung für seinen Rang, aber man sah ihm an, dass er ein Mann war, der sein Leben nicht in Salons, sondern auf dem Schlachtfeld verbracht hatte: Seine Hände waren hart und schwielig vom Griff seines Schwertes, seine Gesichtshaut ledrig von der Sonne, und Schnurrbart und Zopf waren auf eine praktische Länge gestutzt. Pistolengürtel und Klinge zeigten Spuren häufigen Gebrauchs, wie die Waffen der übrigen Männer auch.

Laurence und die anderen bekamen eine persönliche Führung durch die totenstillen Ruinen des Dorfes, einem kleinen, terrassenförmig angelegten Ort, der sehr alt wirkte und sich am Berghang festzuklammern schien. Graues Gestein, durch Mörtel verbunden, bildete die Mauern und Stufen der schmalen Gassen, die sich zwischen den Häusern hindurchwanden. Die Tür des größten Gebäudes stand offen, und Blut war auf dem Fußboden verteilt; die Leichen hatte man bereits weggeschafft. Laurence folgte Fela und seinen Soldaten mit finsterer Miene hinein und schaute dann nach draußen auf den Innenhof: Zwei Dutzend Kisten und mehr stapelten sich mannshoch übereinander.

»Wir sind einem englischen Drachen bis hierher gefolgt«, berichtete Fela mit kalter Stimme, »und er hatte noch weitere solcher Kisten geladen. Die schuldigen Übeltäter flohen allerdings vor unseren anrückenden Truppen und haben ihre Verbündeten dem sicheren Tod überantwortet.«

Laurence warf einen Blick zu Hammond hinüber, der keine Antwort gab, sondern nur bleich und schweigend dastand.

Schließlich machten sie sich auf den Rückweg durch das Dorf. Der Angriff hatte augenscheinlich in den frühen Morgenstunden vor Tagesanbruch stattgefunden, und das Dorf war gnadenlos dafür bestraft worden, dass es die Rebellen unterstützt hatte: Vieh und Nahrungsmittel waren beschlagnahmt worden, die Einwohner dem Schwert zum Opfer gefallen. Die Straßen hallten unter ihren Stiefelabsätzen, die Türen der Gebäude standen zumeist offen, zu einem großen Teil waren die Häuser aber auch vollständig zerstört worden. Ein armes Bergdorf, das für niemanden außer für die Einwohner irgendeinen Wert gehabt hatte – und nun waren alle Bewohner tot. Laurence sah die Spuren von Drachenklauen und -kiefern, wo Dächer abgerissen und Wände zerschmettert worden waren. Als sie durch eine staubige, kopfsteingepflasterte Gasse kamen, konnte er durch ein klaffendes Loch in einer Hausmauer im Inneren eine leere, umgestürzte Wiege erkennen, die rußgeschwärzt war. Brutalität und Blut waren Laurence nicht unbekannt; er hatte weiß Gott genug tote Männer gesehen, Leichen, die ins Meer gekippt wurden, oder tote Leiber, die von Säbeln und Kanonenfeuer in Stücke gerissen worden waren. Und doch: Als er den Blick über das menschenleere, ausgelöschte Dorf schweifen ließ, drehte sich ihm vor Abscheu der Magen um; ein heftiges Entsetzen ergriff ihn.

»Gab es dort noch mehr Opium?«, fragte Temeraire, der am Rande der Stadt gewartet hatte und sich besorgt über die Hausdächer beugte.

»Ja«, erwiderte Laurence knapp. »Und zwar im Wert von beinahe zwanzigtausend Pfund; eine enorme Menge.«

»Was?« Iskierka hob mit einem Mal den Kopf. »So viel ist Opium wert? Das habe ich ja noch nie gehört. Was wollen sie denn jetzt damit tun, wo sie es beschlagnahmt haben?«

»Es verbrennen«, sagte Laurence.

»Was für eine Verschwendung«, brummte sie unzufrieden.

»Ich kann nicht … Ich kann das unmöglich glauben«, sagte Hammond aufgebracht, als sie ins Lager zurückgekehrt waren.



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