Drachen haben nichts zu lachen by Franz Sales Sklenitzka

Drachen haben nichts zu lachen by Franz Sales Sklenitzka

Autor:Franz Sales Sklenitzka [Sklenitzka, Franz Sales]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
Herausgeber: G&G Verlagsgesellschaft mbH
veröffentlicht: 2012-06-28T22:00:00+00:00


Die letzte Nacht vor dem Turnier brach an. Zipp konnte an diesem Abend nicht einschlafen. Er wälzte sich von rechts nach links und von links nach rechts, hundert Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Gern hätte er auch noch mit Archibald Exeter, dem Sänger, gesprochen, doch er wollte den Freund nicht im Schlaf stören. So begann Zipp, die Schuppen des Drachen Klemens zu zählen. Bei 4973 fiel er endlich in unruhigen Schlummer.

Auch Sigmund Silberzahn-Floretto fand keinen Schlaf. Immer wieder musste er sich seinen neuen Namen, den er sich als sicherer Turniersieger wünschen durfte, vorsagen: Sigmund Goldzahn-Floretto! Sigmund Goldzahn-Floretto! Sigmund Goldzahn-Floretto! Oder vielleicht Güldenzahn? (Was dasselbe wie Goldzahn bedeutet.) Güldenzahn-Floretto? Klang auch gut . . . Möglicherweise durfte er sogar seinen Vornamen ändern lassen: Goldmund statt Sigmund! Goldmund Goldzahn-Floretto!

Herrlich, so viele O! Oder Goldmund Güldenzahn-Floretto? . . . Der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Silberzahn holte sein silbernes Kettenhemd, das auf einem versilberten Drachenschwanz-Kleiderbügel hing, und begann die kleinen silbernen Ringe zu zählen. Er gab es aber wieder auf, nachdem er zwölfmal bis zwölf gezählt hatte – wie wir wissen, konnte er nur bis zwölf zählen! Der Ritter schickte nach einem Krug Wein und trank, bis ihm die Augen zufielen und er mit dem Becher in der Hand einschlief.

Nicht einmal Archibald Exeter konnte einschlafen. Immerzu musste er an das Turnier denken, zu dem er Zipp überredet hatte. Gern hätte er auch noch mit Zipp gesprochen, aber er wollte den Freund nicht im Schlaf stören. Seufzend holte er seine Gitarre und begann ein bisschen zu klimpern. Ganz plötzlich fiel ihm ein ziemlich gutes Lied ein! Text und Musik! Leise summte Archibald vor sich hin: „Drachen haben nichts zu la-a-chen, hierzula-ande, welche Scha-an-de . . .“ Archibald dachte kurz nach und probierte weiter: „Je-der ja-agt sie, ohn’ Er-ba-ar-men, je-der plagt sie, die-se A-ar-men . . .“

Lautlos öffnete sich da Zipps Schlafzimmertür. Klemens stand auf der Schwelle.

„Ich hab es für dich komponiert!“, flüsterte Archibald. „Hör zu!“

Der Sänger stimmte das Lied nochmals an. Gefühlvoll begann sich Klemens in den Drachenhüften zu wiegen und klopfte munter mit seinem schuppigen Drachenschwanz den Takt mit. Immer wieder wollte er das Lied von neuem hören, bis auch Archibald müde wurde und mit der Gitarre in der Hand einschlief.

Dann war er da, der 13. Mai 1271, der Pfingstsamstag, der Tag des großen Pfingstturniers auf Burg Sprenkelstein. Als Zipp aufstand, war er noch bleicher als sonst.

„Angst?“, fragte Archibald.

„Nein, nur Bauchweh!“, antwortete Zipp.

Sie brachen zeitig am Morgen auf, um für die Pferde noch einen Parkplatz in der Burg zu bekommen. Nach zwei Stunden waren sie an Ort und Stelle. Vor der Burg ging es wie auf einem richtigen Jahrmarkt zu. Viel fahrendes Volk war gekommen: Wahrsager und Märchenerzähler, Taschenspieler und Taschendiebe, Geldwechsler und Geldverleiher, Gaukler, Fechter, Kunstreiter, Akrobaten und Athleten, Zauberer, Marktschreier, Kesselflicker, Scherenschleifer, Kuchenverkäufer, Lebzelter, Kräuterweiblein und Landstreicher. Plattner, Goldschmiede, Huf- und Nagelschmiede standen bereit, wenn einem Ritter eine Schraube oder einem Pferd ein Hufnagel locker sein sollte. Ein Tanzbär tanzte an einer Kette neben einem Bierzelt. Mit Entsetzen bemerkte Zipp eine Bude, an der Drachenwurst im Sonderangebot verkauft wurde.



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