Don Juan von Kolomea by Leopold von Sacher-Masoch

Don Juan von Kolomea by Leopold von Sacher-Masoch

Autor:Leopold von Sacher-Masoch [Sacher-Masoch, Leopold von]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählung
ISBN: 3416018966
Herausgeber: Bouvier
veröffentlicht: 1984-12-31T23:00:00+00:00


Da kommt so ein Jahr.

Es ist allen so seltsam. Es hängt was in der Luft. Jeder weiß es und Keiner kann es nennen.

Man sieht fremde Gesichter. Die polnischen Gutsbesitzer fahren hin und her. Der kauft ein Pferd, jener Pulver. Nachts sieht man einen Feuerstreif am Himmel. Die Bauern stehen zusammen vor der Schenke und sagen: das ist Krieg, oder die Cholera, oder Revolution.

Es kommt über einen wie Kummer. Man spürt auf einmal, daß man ein Vaterland hat, das seine Grenzpfähle tief hineingesenkt in slavische, deutsche und andere Erde. Was wollen die Polaken? denkt man und sorgt um den Adler vor dem Kreisamte und sorgt um seine Scheune. Man geht Nachts um sein Haus, ob sie einem kein Feuer angelegt haben.

Man will sich aussprechen.

Mit wem? Mit seinem Weibe. Ha! Ha! Ha! heult richtig das Pfand der Liebe, weil ihm eine Fliege auf der Nase sitzt.

Ich trete vor das Haus.

Am Horizont ist eine Feuerröthe. Ein Bauer reitet vorbei, schreit: Revolution! in den Hof und treibt sein mageres Pferd an.

Im Dorfe läuten sie Sturm.

Ein Bauer nagelt seine Sense gerade, zwei kommen, die Dreschflegel auf der Schulter.

Andere treten in den Hof.

»Herr! sehen wir uns vor – die Polen kommen.« Ich lade meine Pistolen, laß den Säbel schleifen.

»Mein Weib, gib mir ein Band auf die Mütze, einen Fetzen meinetwegen, – wenn’s nur schwarzgelb ist –« – Ha! Ha! Ha! Glauben Sie? – »Mach’ fort,« heißt es, »mir weint, mir stirbt mein Kind, reit’ ins Dorf, verbiet’ mir gleich das Läuten. Mach’ fort.« – »Oho! jetzt ist das anders, ich lasse Sturm läuten in allen Dörfern; der Balg soll heulen, weißt du – das Land ist in Gefahr!« –

Ach ich sage Ihnen. Nun gut.

Endlich ist sie einmal bei mir. Wir sitzen so auf dem Diwan, ich den Arm um sie. Da horcht sie, ob sich das Kind nicht regt. »Was hast du gesagt?« fragt sie nach einer Weile. »Nichts,« sag’ ich. »Nichts,« aber mein Herz thut mir weh, ich versichere. –

»Wo ist deine Kazabaika, Nikolaja?« – Ach! bedenke doch, im Haus beim Kinde.« – Ja freilich. Da wird das Haar nur so zusammengekämmt, da nimmt man das erste, beste Kleid. Wer wird sich für das Haus anziehen? Freilich! – Oft erkenne ich das hübsche Gesicht nicht mehr. Aber das Kind – verstehen Sie. Wenn ich mich aufputze, erkennt mich mein Kind nicht. Du wirst doch einsehen?« – »Freilich, ich sehe Alles ein, Alles.« – Aber wenn Gäste da sind, wissen Sie, da kann das Kind schreien. Da läuft sie einen Augenblick hinein, schenkt dann den Thee ein, lacht und plaudert, denn was thut man nicht bei uns für Gäste?

Oho! Da ist auch wieder einmal die saftgrüne Jacke mit sibirischen Eichhörnchen ausgeschlagen. »Ich muß mich doch anziehen für die Gäste.« Sehen Sie! – Da gehe ich einmal nach langer Zeit auf die Bärenjagd. Mein Weib wiegt das Kind und wenn ich sie küsse, sagt sie: »Geh fort, Du weckst das Kind.« Was mache ich? Ich gehe also.

Mein Heger hat den Bären gesehen – aber da hätt’ ich Ihnen beinahe wieder so eine Anekdote erzählt.



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