Dodeldum by Setz Karl

Autor:Setz, Karl [Setz, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Von Fall zu Fall beschloß Dodel immer wieder: „Die milde Form des Eides erscheint dem Gericht hier nicht ausreichend. Es wird daher der scharfe Eid angeordnet.“ Und zum Eidespflichtigen gewendet fuhr er fort: „Etz schwätzet Se mir noch: Wohr isch ond i lüeg net. So wahr mir sonst mein ganzes Vieh verrecken soll!“

DER KINDLESPROZESS

Sonnig und bänkchenbestanden führt der Blaubeurer „Tugendpfad“ zum Rusenschloß hinaus. Birken und Haselbüsche hängen einen lichten Vorhang an die Talseite. Drunten, von der Bleiche bis nach Gerhausen, begleitet die blaue Blau durch wonnige Wiesen den Traumweg aller Liebespaare.

An einem Sonntagmorgen im lieblichen Mai erklang hier eine Flöte süß und fromm, als die Monika Braig aus Arnegg bitter hassend dem Rusenschloß zustrebte. Das Mädchen, schön und verführerisch wie die Sünde, wußte sich im vierten Monat. Im übrigen wähnte sie, daß sie alle Männer hassen und vom Rusenschloß ebenso nach Arnegg schauen, wie in die Tiefe hinunter springen könnte. Da sang die Flöte aus dem Haselbusch

„Lasse nur den Vater sorgen...

Wie das Sonnenlicht am Morgen

Auch durch trübe Wolken bricht...

Die Monika mußte an der Flöte und dem höhnenden Lied vorüber. Es war der Augustin von der Bleiche, der angejahrte Wäscher und Junggeselle, der seiner Jugend nach — und seinen Spartausendern in der Blaubeurer Stadtkasse drunten das alte Kirchenlied entgegensang.

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