Dillinger hat Schwein by Rudi Kost
Autor:Rudi Kost
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg
veröffentlicht: 2016-12-15T00:00:00+00:00
Ich sperrte die Garage zu und spurtete los. Das Bedürfnis wurde immer dringender. Die nächste Ecke? Ein Hund durfte gefahrfrei an jede Ecke pieseln und überall seine Spuren hinterlassen, ein Pferd jeden Weg vollscheiÃen, ich nicht.
Jetzt war es ja eigentlich eh schon egal, aber meine volle Blase trieb mich zu Höchstleistungen. Ich hätte sogar Usain Bolt stehen lassen. Komisch. Nasser konnte ich nicht werden. War es ein Instinkt, der einen dazu trieb, bei Regen die Schultern hochzuziehen und loszurennen, statt den Kopf zu heben und sich genussvoll vollregnen zu lassen? Oder war es der Verlust eines Instinkts?
Ich schloss die Wohnungstür auf, war mit drei Schritten beim Bad, riss die Tür auf â und erstarrte.
Unter der Dusche stand Bille.
Prinzipiell habe ich ja nichts gegen eine nackte Frau in meinem Bad, aber die Situation jetzt überforderte mich.
»Was machst du in meiner Dusche?«, stotterte ich.
»Was macht man normalerweise in einer Dusche?«
»Die Betonung lag auf meiner Dusche.«
»Hast du genug geglotzt? Dann gib mir bitte ein Handtuch.«
»Nein.«
»Dann hole ich mirâs eben selbst.« Sie stieg aus der Dusche.
»Ich meinte, ich habe noch nicht genug geglotzt.«
»Blödmann!«
Ich reichte ihr das Handtuch. Auf dem Boden sah ich ihre nassen Kleider auf einem Haufen liegen.
»Ich bringe dir auch einen Bademantel.«
Mit dem Bademantel in der Hand kam ich zurück und klopfte an die Tür.
»Auf einmal so gschamig? Noch nackiger werde ich nicht.«
Sie war dabei, sich die Haare zu rubbeln.
»Könntest du diese Tätigkeit bitte nach drauÃen verlegen?«, fragte ich. »Mir platzt schier die Blase. Ich muss megadringend pinkeln.«
»Den Anblick muss ich mir nicht antun«, sagte sie, schnappte sich den Bademantel und verschwand.
Endlich! Was für eine Erleichterung!
Dann zog auch ich mich aus, warf meine nassen Kleider neben ihre nassen Kleider und stieg selbst unter die Dusche.
Das Handtuch um die Hüften geschlungen, ging ich ins Wohnzimmer. Bille hockte mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa.
»Entschuldige diesen Anblick«, sagte ich, »aber du hast meinen einzigen Bademantel.«
»Du kannst ihn gerne wiederhaben und mich weiter angaffen.«
»Nein, nein!«, wehrte ich ab und ging schnell ins Schlafzimmer.
Ich zog mich an, suchte für sie eine alte Jogginghose und ein T-Shirt heraus und warf sie ihr zu.
»Umdrehen!«, befahl sie.
Umdrehen? Gerade noch hatte sie gesagt ⦠Und sie tummelte sich sowieso gern ohne alles, sie war nahtlos braun.
Ich drehte mich brav um.
»Fertig!«, sagte sie.
Ich drehte mich wieder ihr zu. »Ich glaube, ich habe auch irgendwo Hosenträger.«
Mit der einen Hand hielt sie die Hose fest, mit der anderen machte sie eine wegwerfende Handbewegung.
»So«, sagte ich. »Und nun zum ungemütlichen Teil. Wie kommst du in meine Wohnung?«
»Sonja hat mir den Schlüssel gegeben.«
Sonja! Sie hatte einen Ersatzschlüssel für meine Wohnung. Für Notfälle. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Notfall war.
»Sonja? Ihr kennt euch?«
Sie nickte. »Wir sind befreundet.«
»Aha. Dann bist du also auch so eine?«
»Nein, ich bin nicht auch so eine. Und selbst wenn, was macht das für einen Unterschied?«
»Für mich als Mann einen fundamentalen. Ich muss doch wissen, ob es sich lohnt, dich zu beflirten.«
»Das kannst du dir abschminken. Das habe ich dir schon mal gesagt, und daran hat sich nichts geändert.«
»Ich weiÃ, ich rieche nicht gut.
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