Digni-Geld - Einkommen in den Zeiten der Roboter (German Edition) by Christian Rieck

Autor:Christian Rieck [Rieck, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rieck-Verlag
veröffentlicht: 2018-02-26T23:00:00+00:00

Mir ist klar, dass viele, die in klassischer Volkswirtschaftslehre ausgebildet sind, diesen Zusammenhang als absurd abtun. Falls Sie dazugehören, ignorieren Sie bitte für einen Moment die Herkunft dieser Theorie und sehen Sie sich ein klassisches Beispiel der Finanzmathematik an, den Josephspfennig. (Ich danke dem Ratingexperten Oliver Everling für diesen Hinweis.)

In diesem Gedankenexperiment will Joseph für den neugeborenen Jesus von Nazaret im Jahre 0 nach Christus einen Eurocent anlegen. Weil es damals noch keinen Euro gab, schlägt Maria vor, stattdessen 285 Mikrogramm Gold zu nehmen (das entspricht einem Goldpreis von ca. 35 Euro pro Gramm Gold). Diesen Betrag lässt sie seitdem unangetastet zu jährlich 5% Zinsen liegen. Wenn wir heute das so angewachsene Vermögen auszahlen wollten, stellten wir fest, dass es durch den Zinseszins nicht reichen würde, wenn die gesamte Erde aus Gold wäre (übrigens bei weitem nicht).

Worin liegt das Problem? Es liegt darin, dass hier ein positiver nominaler Zins auf eine extern begrenzte Menge an Zahlungsmittel stößt. Diese beiden Dinge sind nicht vereinbar. Der Josephspfennig ist nichts anderes als eine Veranschaulichung der Zinsgeldklemme.

Dass wir in unserem täglichen Leben nicht darauf stoßen, hat einen einfachen Grund: Die Geldmenge unserer Währung ist nicht extern begrenzt. Angenommen, der Euro bliebe über die kommenden zweitausend Jahre bestehen (was ich stark bezweifele), dann würde er eine Geldmengenerhöhung in mindestens gleicher Höhe hinter sich bringen wie die Zinsen. Es würde einfach immer mindestens so viel Basisgeld „gedruckt“, wie gebraucht wird, um die nominalen Zinsbeträge zurückzuzahlen.

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