Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) by Lars Amend & Daniel Meyer

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) by Lars Amend & Daniel Meyer

Autor:Lars Amend & Daniel Meyer [Amend, Lars]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104027043
Herausgeber: Fischer E-Books


Als Überraschung für meinen großen Bruder ließ ich mir von meiner Lieblingsfriseurin LARS in die Seite rasieren.

23

Die Tage zogen ins Land, und ich ließ mir im ELBE-Einkaufszentrum von Bianca, meiner Lieblingsfriseurin, LARS als Schriftzug in die Seite rasieren. Keiner wusste davon. Es sollte eine Überraschung werden. Und weil ich schon mal da war, ließ ich mir auch gleich die Augenbrauen zupfen. »Damit ich hübsch aussehe, für die Mädchen«, sagte ich, und die lieben Omis, die um mich herum saßen, lachten darüber. Bianca hat lange schwarze Haare und eine Tätowierung auf der rechten Brust. Ich weiß das, weil ihre Dinger ziemlich groß sind und jedes Mal fast aus ihrer Bluse fallen. Deswegen ist sie ja meine Lieblingsfriseurin. Und weil sie immer sehr nett zu mir ist. Sie hat aber einen Freund und ein Baby, weswegen sie nichts für mich ist.

Am Freitag geriet ich in einen Kampf. Ein Junge aus meiner Schule beschimpfte mich. »Deine Mutter sieht aus wie eine Mischung aus Hitler und einem Nilpferd«, sagte er im Pausenhof. Alle fanden das witzig und lachten. Ich nicht. Ich fand das sehr gemein und schubste ihn. Lars hatte ja gesagt, ich solle mir nichts gefallen lassen und dürfe mich ruhig wehren. Das tat ich auch, aber der Kerl war größer und stärker. Er trat mir so feste gegen mein rechtes Schienbein, dass ich ohnmächtig wurde und auf den Boden fiel. Dort lag ich dann, bis eine Lehrerin kam und mich nach oben ins Klassenzimmer brachte. In meinem Kopf war alles schwarz. Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, lag ich auf dem Sofa und hatte einen Kübel Eis auf dem Knie. Meine Lehrerin sagte, »das wird schon wieder«, aber die Beule wurde von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde größer. Später im Hospiz war mein Knie so dick angeschwollen, dass ich nicht mehr auftreten und kaum laufen konnte. Doris und Ester begutachteten mein Bein und schimpften auf meine Lehrerin. Da ich Bluter bin und die Gefahr, eine Thrombose zu bekommen, bei mir sehr hoch ist, darf niemals ein Risiko eingegangen werden. Doris und Marcel mussten mich ins Kinderkrankenhaus nach Altona fahren. Mama arbeitete im Café und war im Stress, weil sie Kaffee und Kuchen für drei Beerdigungen organisieren musste, und ging nicht ans Telefon. Ich schickte ihr eine SMS: Bin im Krankenhaus. Beule am Knie. Doris ist bei mir. Mach dir keine Sorgen. Hab dich lieb.

Um 15 Uhr betraten wir die Notaufnahme. Drei Kinder waren vor mir an der Reihe. Es kamen aber ständig neue Notfälle dazu, weswegen ich mich setzen und warten musste. Ich war kein Notfall auf Leben und Tod. Heute nicht!

Lars kam wieder über’s Wochenende vorbei. Er war gerade am Bahnhof Altona und schickte mir eine SMS, ob er zu mir kommen sollte, da das Krankenhaus ja um die Ecke lag, aber mir war es lieber, wenn er zu Hause auf mich wartete. Er schrieb noch, dass er eine Überraschung für mich im Gepäck hätte, aber ich schaffte es nicht, mich darüber zu freuen. Eines der Notfallmädchen sah gar nicht gut aus. Ihr Schädel war kahl rasiert.



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