Dieser Weg wird kein leichter sein by Asamoah Gerald und Großmann Peter

Dieser Weg wird kein leichter sein by Asamoah Gerald und Großmann Peter

Autor:Asamoah, Gerald und Großmann, Peter
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Herbig
veröffentlicht: 2012-12-16T23:00:00+00:00


Der deutsche Pass

Bei diesem Vorhaben sollte mir der FC Schalke 04 helfen, wobei das alles einfacher klingt, als es in Wirklichkeit war. Das Prob­lem bestand nicht in der Beantragung des deutschen Passes, sondern in dem Entscheidungsprozess bis dahin.

Manchmal bin ich aufgewacht und habe mir gedacht: Klar, du spielst für Ghana! Am nächsten Morgen war nichts logischer als der Gedanke, dass ich für Deutschland spielen würde. Ich habe in dieser Zeit viel mit verschiedenen Leuten diskutiert und es mir mit der Entscheidung nicht leicht gemacht. Otto Addo, mein Berater, meine Familie, Rudi Assauer – sie alle mussten meine gespaltene Gedankenwelt ertragen und sie mit mir besprechen. Für und wider, hin und her. Letztendlich sind es, wie so oft im Leben, die Kleinigkeiten, die den Ausschlag geben. Ich spielte für Schalke, also wollte ich nicht so viel zwischen zwei Kontinenten unterwegs sein. Das ständige Hin und Her könnte für mein Herz anstrengend sein, das war für meine Frau Linda ein Argument. Für mich dagegen war folgende Überlegung entscheidend: Wie viele Ghanaer träumen von einem deutschen Pass, der ihr Leben viel einfacher machen kann! Ich hatte die Chance dazu. Also wollte ich Deutscher werden, um für Deutschland zu spielen. Nebenbei hätte auch mein Verein die Chance, einen neuen Nationalspieler zu bekommen.

Der bürokratische Akt gestaltete sich relativ unspektakulär. Der FC Schalke 04 machte die Termine bei der Ausländerbehörde, wobei ich natürlich einen kleinen Sympathiebonus hatte, was dazu führte, dass ich nach drei bis vier Gesprächsrunden irgendwann die Nachricht bekam, ich könne meinen deutschen Pass abholen. Anders erging es übrigens meiner älteren Schwester, die erheblich mehr Probleme hatte und auch eine längere Zeit brauchte, bis sie das Dokument in den Händen hielt.

Können Sie sich vorstellen, dass dieses konkrete Datum der Pass­übergabe heute in Vergessenheit geraten ist? Komisch, oder? Aber dafür gibt es vermutlich eine Erklärung: Tatsächlich hatte ich mich schon sehr lange als Deutscher gefühlt. Deshalb war der Tag selbst gar nicht so wichtig. Außerdem galt ich durch meine lange Zeit, die ich schon in deutschen Vereinen Fußball gespielt hatte, als Fußballdeutscher und hatte durch meine Eltern, die so lange in Deutschland gearbeitet hatten, bereits eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Jedenfalls hatte ich ihn eines Morgens in der Hand, den deutschen Pass, von dem so viele Afrikaner träumen und den mein Vater heute noch nicht besitzt.

Zwar bin ich im Herzen auch noch ein Ghanaer, aber den Pass für Ghana habe ich längst verloren. So ist es heute fast schon eine lustige Zeremonie, wenn ich in den Ferien oder in meiner freien Zeit nach Ghana reise. Ich muss für mich ein Visum in Berlin beantragen. Und wenn ich dann auf dem Flughafen von Accra gelandet bin, reihe ich mich in die Schlange vor der Pass­kontrolle ein, aber nicht in der für Einheimische, sondern in der für Ausländer. Meistens werde ich von den Zollbeamten erkannt und kann passieren. Aber das ist schon eine eigenartige Situation: Ich, der ehemalige Ghanaer und frische Deutsche Asamoah, bin plötzlich Ausländer in meinem Geburtsland.

Aber das hatte ich ja so gewollt! Als ich damals die



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