Die zweite Leiche by Frits Remar
Autor:Frits Remar [Remar, Frits]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-14T00:00:00+00:00
10
Freitag, den 15. September 1967
Ich habe keine Luxuswohnung, aber sie liegt gut. Zwei Zimmer, Küche und Bad. Vom Balkon aus blickt man über den Öresund, und wenn ich auf der Südwestseite auf der Veranda sitze, kann ich in den Gärten die Kaffeegesellschaften am Sonntagnachmittag sehen, auch die Zehen meiner schönen Nachbarin, wenn sie ein Sonnenbad nimmt und die Füße auf dem Geländer ruhen läßt. Gepflegte Füße. Keine harte Haut von hohen Absätzen. Lackierte Zehennägel. Cutex Sweet Pink Nr. 103. Der linke kleine Zeh liegt ein bißchen quer. Ja, ich bin Tag und Nacht Polizeimann.
Das Haus, südlich von Skodsborg gelegen, ist häßlich. Ein viereckiger grauer Kasten Jahrgang 1902. Auf dem Platz davor können acht Autos parken.
Der jetzige Besitzer, der Enkel des Bauherrn, bewohnt nur das Erdgeschoß und hat das obere Stockwerk in zwei Wohnungen unterteilt, deren eine ich innehabe. Ringsum an den Wänden ist weißgestrichenes Getäfel, und die Decken sind beladen mit Stuckgeschnörkel.
Ich bezahle meine – vom Wohnungsamt festgesetzte – Miete pünktlich, stehe mit meiner Nachbarin, einer aus irgendwelchen Gründen geschiedenen ehemaligen Schauspielerin, auf freundschaftlichem Fuß und genieße die Achtung meines Hauswirts.
Jensen fuhr mich zum Polizeipräsidium. Der Alte war glücklicherweise heimgegangen, so daß ich ungestört einige Routineprotokolle durchsehen und für den nächsten Tag Anweisungen geben konnte. Dann haute auch ich ab. Mit leicht schlechtem Gewissen. Aber man konnte nichts unternehmen, bevor wir die Berichte aus dem Laboratorium bekamen. Außerdem entschuldigte ich mich damit, daß ja noch nicht feststand, ob es sich um einen Mordfall handelte. Überdies hatte ich fast drei Tage durchgearbeitet und in der vergangenen Nacht nur fünf Stunden geschlafen. Es mußte eine Grenze geben.
Der Autobus brachte mich unversehrt nach Hause. Ich hatte im Sinn, den Leichengeruch aus meinen Hautporen und Gehirnzellen zu spülen. Nicht nur mit warmem Wasser und Seife, sondern auch mit Wodka und Tomatensaft. Ich summte vor mich hin. Cavaradossis Abschiedsarie aus Tosca und Als ich noch Prinz war von Arkadien. Sichere Lieblingsnummern aus meinem Repertoire, aber nicht immer ganz so dargebracht, wie Puccini und Offenbach es sich vorgestellt haben mögen. Zur Feier des Tages setzte ich eine neue Super-Silver-Gilette-Klinge in meinen Rasierapparat ein und schnitt mich an drei Stellen. Ich machte die üblichen unbewußten Faxen, als ich die Schnitte mit dem Alaunstift behandelte und mir nachher das Gesicht mit After-Shave einrieb. Die runde Flasche mit den Greifrillen lag gut in der Hand. Der vergoldete Reiter im schwarzen Kreis ließ sein Pferd steigen, als ich den Golddeckel aufschraubte. Zuerst hatte ich gedacht, der Deckel sei aus Metall, aber er bestand bloß aus Plastik.
Kristina hatte, als wir das erstemal zusammen waren, die ausgezeichnete amerikanische Marke, die ich von Kindesbeinen an – oder fast von Kindesbeinen an – benützte, mit Abscheu gerochen und den Kopf weggedreht. Bei der nächsten Begegnung hatte sie eine kostbar aussehende Flasche mitgebracht und mich höflich, aber bestimmt gebeten, in Zukunft diese Marke zu benutzen, wenn ich Wert auf ihre Gesellschaft legte. Nun ja, ich hatte mich daran gewöhnt.
Während ich mir den Schlips band, sah ich auf die Uhr. Zehn Minuten nach sieben. Plötzlich horchte ich auf.
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