Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein by Friedrich de la Motte Fouqué
Autor:Friedrich de la Motte Fouqué [Fouqué, Friedrich de la Motte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Zweitausendeins
veröffentlicht: 1979-12-31T23:00:00+00:00
Achtes Kapitel
Reinald setzte den Weinkrug nieder, und faÃte, näherkommend, die Keule mit beiden Händen, weshalb Alethes sein gezücktes Schwerdt vorhielt, ihm aber zugleich zurief: kennst Du mich denn nicht mehr, Reinald? Laà uns erst ein Wort in Frieden sprechen; es wäre doch schlimm, wenn wir zwei Genossen mit einander inâs Gefecht kommen müÃten. â Der Alte starrte ihn mit groÃen Augen an, und sagte sodann, die Keule senkend: ach, Organtin, bist Duâs! Ich freue mich von Herzen, daà Du wieder hier bist, lieber Vetter. Dein Abscheiden that mir recht weh. â Und damit bot er ihm die unbewehrte Rechte freundlich dar, welche Alethes mit Innigkeit faÃte, lebhaft wünschend, daà ihn Reinaldâs drohende Grillen doch zu keiner Gewaltthätigkeit zwingen möchten.
Was meinst Du nun, sagte Reinald nach einem augenblicklichen Schweigen, kann ich prophezeien? Was habe ich Dir vor drei oder vier Jahren von der schönen Balisandra gesagt? Nun prangt die bunte Blume herrlich in meiner Burg. Ich habâ sie Caroli Magni Kriegsleuten richtig wieder abgejagt. Olivier und Dudo, sieh! lagen unter meinen FüÃen, und dem Ramon von Arborea, dem jungen Fant, der sich mir ordentlich auch widersetzen wollte, habâ ich eins vor die Brust gegeben, daà er dran denken wird.
Was willst Du denn mit Deiner schönen Beute thun? fragte Alethes.
Der Kaiser mag warten, bevor er sie wieder zu sehn bekommt, lachte Reinald in sich hinein. Claricia, mein Weib, ist ja an des groÃen Caroli Wortbrüchigkeit gestorben, und was hindert mich denn nun, Balisanderân an deren Statt zu erwählen? Ich hätte keinen Priester in meiner Burg, meinst Du? O hier hat einmal ein Mönch bei Winterszeit den Hals gestürzt. Ich weià Worte über seinen bleichenden Schädel zu sprechen; dann wacht er auf, und seegnet uns ein. â Dir zwar die Wahrheit zu sagen, Organtin, fuhr er mit tiefer, scheuer Stimme fort, hat Balisandra etwas an sich, so mich allâ ihrem Liebreize zum Trotz von ihr zurücktreibt. Vermuthlich wird ein entsetzlicher Donnerschlag durch den Felsen fahren, wenn ich ihr die Hand zum Ehebunde reiche, und dann muà ich sie ermorden. Aber es geht nun einmal nicht anders an. Du weiÃt, ich sagte Dirâs schon damals voraus, Carol kriegt sie aus meinen Händen nicht zurück.
Bedenke Dich, Reinald, entgegnete Alethes. Was Einen im Innern warnt, hat immer Recht, denn der Mensch ist ursprünglich ein wahrhaftiges Geschöpf.
Habâ geschworen, sagte Reinald verwildert. Und Dir, Organtin, gebe ich den Rath, daà Du nicht mit in die Höle gehst. Man weià nicht, was vorfallen kann. Es wäre Schade um Dein junges Blut, und Du bist mir ordentlich anâs Herz gewachsen, mein lieber, trauter Organtin.
Ein Blick, der innigsten Liebâ und Wehmuth voll, drang aus den verstörten Augen hervor, und regte in Alethes Brust die gleichen Gefühle auf.
Ich bitte Dich, mein alter, getreuer Reinald, sagte er, folge mir nur dies Einemal.
Was möchtest Du denn von mir? fragte Reinald mit einer düstern Freundlichkeit. Ich thäte es von ganzer Seelen gern, denn Du bist mir ein gar zu theurer Gast, aber ich wittre schon was Tolles in Dir, das sich zu einer Bitte gestalten will, und es wird dann wohl nichts draus werden können.
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