Die wahre Geschichte der Schokolade by Sophie D. Coe & Michael D. Coe

Die wahre Geschichte der Schokolade by Sophie D. Coe & Michael D. Coe

Autor:Sophie D. Coe & Michael D. Coe [Coe, Sophie D. & Coe, Michael D.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105616147
Herausgeber: FISCHER Digital


Titelseite der Abhandlung von León Pinelo, Madrid 1636, in der erörtert wird, ob Schokolade das kirchliche Fastengebot durchbricht.

Diese liberalere Auffassung wurde 1664 von dem Italiener Francesco Maria Brancaccio wieder aufgegriffen.[136] Schokolade, so sagt er, sei zweifellos ein Nahrungsmittel, wenn man ihr Substanzen wie Brotkrumen hinzufüge (wie es in Spanien üblich war) oder sie in fester Form verzehre. Nur mit Wasser vermischt hingegen sei sie eindeutig ein Getränk, genau wie Wein, der in der westlichen Kirche seit zehn Jahrhunderten auch während des Fastens erlaubt gewesen sei. Das Getränk sei eine wohltuende Medizin, die »die natürliche Körperwärme wiederherstellt, reines Blut erzeugt, das Herz belebt, die natürlichen Fähigkeiten erhält« und so weiter. Fasten sei kein göttliches, sondern kirchliches Gesetz und damit nicht unwandelbar – und es solle gewandelt werden, um dieses gute Getränk zuzulassen. Für diese tröstlichen Worte wurde Brancaccio der Kardinalshut verliehen.

Wir wollen dieses Thema nicht abschließen, ohne die in unseren Augen eindrucksvollste Argumentation gegen das Verbot von Schokolade während des Fastens zu Gehör zu bringen. Sie wurde von Giovanni Batista Gudenfridi in einem 1680 in Florenz erschienenen Werk vorgebracht, in dem er explizit auf ein Traktat von Francesco Felini antwortet, der behauptet hatte, Schokolade sei sowohl eine Speise als auch ein Aphrodisiakum. Darauf kontert der raffinierte Gudenfridi mit einer Geschichte aus dem Leben jener heiligen Dominikanerin und »Jungfrau von Peru«, St. Rosa von Lima:

»[…] eines Tages, so heißt es, habe das Heilige Mädchen [Santa Fanciulla], nach vielen Stunden leidenschaftlicher Erhebung ihres Geistes erschöpft, atemlos und körperlich geschwächt, an ihrer Seite einen Engel gewahrt, der ihr eine kleine Tasse Schokolade gereicht habe, dank derer ihre Kräfte zurückgekehrt und ihre Lebensgeister wieder erwacht seien. Nun frage ich Sig. Cav. Felini, was er von diesem Engel hält. Glaubt er, daß es ein Engel der Finsternis oder des Lichts war? Schlecht oder gut? Er kann ihn nicht für schlecht halten, ohne, um das mindeste zu sagen, den Historiker zu beleidigen, der unser uneingeschränktes Vertrauen verdient. Doch wenn es ein guter Engel war, glaubt er, daß er der Jungfrau Christi Schokolade gebracht hätte, wenn diese Gift für die Keuschheit wäre? Wenn Schokolade in die Adern derer, die von ihr trinken, den Geist der Lüsternheit injiziert, glaubt er, daß der gute Engel einer Jungfrau, die ein Tempel des Heiligen Geistes ist, auch nur den kleinsten Schluck davon gegeben hätte? Glaubt er, Gott würde, wenn Schokolade den Namen eines teuflischen Saftes verdiente, befehlen oder zulassen, daß einer seiner Bräute ein solches Getränk von seinen Engeln gegeben würde?«[137]



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