Die vierte Weisheit by Kurt Mahr

Die vierte Weisheit by Kurt Mahr

Autor:Kurt Mahr [Mahr, Kurt ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Endlose Armada, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1984-03-19T01:00:00+00:00


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Als Perry am Donnerstag kurz nach zwölf von der Schule nach Hause kam, war Belinda nicht anwesend. Das war weiter nicht verwunderlich; denn zur Versorgung des Haushalts gehörte auch das Einkaufengehen. Nur war es üblicherweise so, daß Belinda, wenn sie aus dem Haus gehen mußte, ihm einen Zettel auf die Küchentheke legte, auf dem solche Dinge wie „Bin im Supermarkt, zurück um zwei Uhr" standen.

Er machte sich nichts daraus. Im Augenblick hatte er an andere Dinge zu denken. In anderthalb Stunden würde das Telephon klingeln. Dann mußte er parat haben, was er am gestrigen Abend von Onkel Ken erfahren hatte. Er wußte längst, worum es den Gaunern ging. Kenneth Malone arbeitete an Projekten, die mit der Landesverteidigung zu tun hatten. Das technische Wissensgut, das zu Kriegsende von den Deutschen erbeutet worden war, sollte weiterentwickelt und dazu verwendet werden, die Vereinigten Staaten in eine uneinnehmbare Festung zu verwandeln. Die USA, waren mit den Siegen in Europa und im Pazifik zur Weltmacht Nr. 1 geworden. Der Regierung Truman ging es darum, diesen Status zu festigen und auszubauen. Seit 1945 hatten sich die Beziehungen zwischen den USA. und der Sowjetunion stetig verschlechtert. In diesen Tagen sprach man davon, daß die Sowjets die Zufahrtsstraßen zur ehemaligen deutschen Hauptstadt Berlin zu blockieren beabsichtigten, und die Vereinigten Staaten rüsteten sich zu einer Kraftprobe ersten Grades, indem sie Vorbereitungen trafen, Berlin durch die Luft zu versorgen. Das würde bedeuten, daß selbst so billige Massengüter wie Kohle per Flugzeug antransportiert werden mußten. Alles deutete darauf hin, daß es zwischen den beiden Großmächten in nicht allzu ferner Zukunft zu einer ernsthaften Konfrontation kommen würde - vielleicht nicht über der Berliner Blockade, vielleicht nicht in dieser oder der kommenden Dekade, aber auf lange Sicht erschien die Auseinandersetzung unvermeidlich. Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß die Sowjets sich für die amerikanischen und die Amerikaner sich für die sowjetischen Verteidigungs- und Rüstungsanstrengungen interessierten. Wer Colonel Malone dazu brachte, auszuplaudern, was er wußte, der gelangte dadurch in den Besitz von Informationen, die die Gegenseite großzügig honorieren würde.

Der Gedanke, daß ihm keine andere Wahl blieb, als zum Landesverräter zu werden, erfüllte Perry mit dumpfer Verzweiflung. Er war indes entschlossen, die ganze Sache sofort auffliegen zu lassen, sobald feststand, daß Belinda keine Gefahr mehr drohte. Es war ihm gleichgültig, was dabei aus ihm selbst würde. Wahrscheinlich kam er in eine Erziehungsanstalt oder ins Jugendgefängnis. Das stand ihm zu. Schließlich hatte er seine eigene Schwester umgebracht.

Er schrak zusammen, als um Punkt zwei Uhr das Telephon läutete. Die Hand zitterte ein wenig, als er den Hörer abnahm. Dann gab er sich einen Ruck. Er wollte den Ganoven das Leben nicht noch leichter machen, indem er sich wie ein Schwächling anstellte.

„Hallo?" sagte er laut und kräftig.

„Guten Tag, Junge", antwortete eine näselnde, offenbar verstellte Stimme. „Es freut mich, daß du unsere Verabredung einhältst. Hast du die Informationen?"

„Ich weiß im großen und ganzen über Onkel Kens Tagesablauf Bescheid, aber nur für die nächsten paar Tage. Mehr konnte ich nicht erfahren, oder ich hätte mich verdächtig gemacht."

„Das ist nicht gut, Junge", näselte der Unbekannte.



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