Die vier Einsiedler by Paul Keller

Die vier Einsiedler by Paul Keller

Autor:Paul Keller [Keller, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-03-18T00:00:00+00:00


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Der alte Vater Treiber, der über der Strasse drüben im „Auszug“ sass, hatte an diesem hellen Sommertage eine helle Freude. Er hatte eben mit seinem Tabakspfeifchen unter der Linde gesessen und wie immer nach seinem ehemaligen Gute hinübergeäugt. Es war ja doch sein Gut. Er hatte es einmal als wenig begüterter Mann gekauft. Einhundertfünfzig Morgen Land, schöne Gebäude, prächtiger Viehbestand. Ja, das, was er und seine Braut, die jetzt taube alte Mutter, besassen, das langte damals nicht für solchen Kauf. Da war im Dorfe eine junge Landgerichtsratswitwe, eine Frau von kaum dreissig Jahren. Die lieh ihm ihr ganzes Kapital. Vierzigtausend Mark! Sie verlangte nur vier Prozent Zinsen. Na, die sechzehnhundert Mark jährlich hat er gern zahlen können und hat immer in seinem Herzen gedacht: Ohne die Frau sässe ich nicht auf meinem Hofe. Hat also nicht nur um Gottes Gebotes willen, sondern auch um seines eigenen Herzens willen der Frau Rat Rosel Brinnig Butter und Mehl und Kartoffeln und Eier billig gelassen. Und die fütterte arme Kinder. Die heiratete nicht mehr, obwohl sie so eine hübsche, junge Frau war. Die hatte zu sehr an ihrem Manne gehangen, der in so jungen Jahren durch einen Unglücksfall gestorben war. Die lebte ganz still für sich in Giessbrunnen, machte Handarbeiten, tat Gutes, fütterte arme Kinder. Da tat man ihr auch an, was man konnte. Na ja, das war halt der alte Bauernstamm! Der neue war anders.

Zu zeitig ist er rausgegangen dort drüben. Alles dem einzigen Sohne übergeben. Hat dort nichts mehr zu sagen. Rein gar nichts mehr!

Musste zusehen, wie die Eheleute wieder von der Hamsterfahrt heimkamen, wie der Schurke, der Giesekiel, sich drüben einschlich.

Lieber Gott, fragen die alten, ehrlichen Bauernhände, die sich falten, warum lässt du denn das geschehen? Ich hab’ immer geglaubt, etwas Ehrlicheres als den Bauern, der doch unter deiner lieben Sonne und unter deinem warmen Regen und unter deinen fruchtbringenden Winden das Feld bebaut, gibt es nicht.

Ist denn alles nicht mehr wahr?

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