Die versteckte Lust der Frauen: Ein Forschungsbericht by Daniel Bergner

Die versteckte Lust der Frauen: Ein Forschungsbericht by Daniel Bergner

Autor:Daniel Bergner [Bergner, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Soziologie, Sexualität
ISBN: 9783813506150
Herausgeber: Albrecht Knaus Verlag
veröffentlicht: 2014-01-12T23:00:00+00:00


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Über die Monogamie

Alisons Ehemann Thomas war Basketballtrainer in der Jugendliga. Er brachte den Kids Pick-and-Roll und die Abwehrhaltung bei, zeigte ihnen, wie man einen Pass annimmt oder einen Freiwurf korrekt vorbereitet. Er glaubte an Grundregeln. Er glaubte, wenn seine elfjährigen Spieler sonst nichts lernten und nach einer Saison bei ihm nie mehr einen Basketball anrührten, dann würden sich das Training und die Spiele trotzdem gelohnt haben, sofern sie die zwölf Basics des Basketball erlernt oder zumindest deren Bedeutung erkannt hätten. Seiner Ansicht nach war auch das Leben an sich eine Frage der Grundlagen. Und er hoffte, den Kids nicht nur für den Sport, sondern auch für später etwas mitzugeben. Von Beruf war er Jurist einer Firma. Aber auf die Trainings der Blazers jeden Mittwochabend und auf ihre Spiele am Samstagvormittag freute er sich deutlich mehr als auf irgendwas in seinem hoch bezahlten Job.

Auch Alison kannte die zwölf Basics auswendig, oder zumindest neun, denn immerhin hatte sie vor vier Jahren, als ihr Sohn Derek seine Basketballkarriere begonnen hatte, neun aufsagen können. Doch vor zwei Jahren hatte Derek aufgehört. Seither waren Alisons Erinnerungen an die Grundlagen rapide geschwunden.

Derek hatte aufgehört, nachdem ihm in der vierten Klasse klar geworden war, dass er sich besser als eine Art Mädchen für alles, Punktezähler und inoffizieller Handtuchjunge der Mannschaft seines Vaters eignete – aber einfach keinen besonders guten Spieler abgab. Er war nicht nur kleiner und rundlicher als seine Teamkollegen, sondern auch langsamer und nicht so gut in der Koordination. Er besprach das ganz sachlich mit seinen Eltern. Als er meinte, er würde lieber eine Aufgabe »im Hintergrund« übernehmen, lachten sie zunächst, redeten dann mit ihm über seine Entscheidung, umarmten ihn und waren einverstanden. Trotzdem hatte Alison schon in seiner ersten Saison mit der neuen Aufgabe nach und nach aufgehört, zu den Trainings und bald auch zu den Spielen zu kommen. Wegen ihrer eigenen Arbeit als Anwältin, wie sie Mann und Sohn erklärte, und wegen Dereks jüngerer Schwester, die langsam alt genug für eigene Termine war. Alison hatte sich jedoch selbst im Verdacht, und zwar mit ziemlich schrecklicher Gewissheit, dass sie sich erstens den Anblick ihres Sohnes ersparen wollte, wenn er den Jungs und Mädchen der Mannschaft (sie spielten in der gemischten Liga) Handtücher um die Schultern legte. Zweitens die geflöteten Komplimente anderer Mütter für ihren Sohn. Vor allem aber, mied sie ein neues – oder zumindest teilweise neues – Bild von Thomas. Sie wollte einfach nicht sehen, wie er die Box-out-Technik erklärte oder im Chaos einer Pause den Fortgang des Spiels auf seinem Clipboard skizzierte.

Kurz bevor Dereks zweite Saison mit der neuen Aufgabe begann, bat er seine Mutter, zum Eröffnungsspiel zu kommen. Nachdem Thomas am Samstagmorgen Pancakes gebacken, die Küche wieder aufgeräumt hatte und mit Derek zum Sportzentrum vorgefahren war, half Alison also Dereks Schwester, sich hübsch anzuziehen, und fuhr den beiden mit ihrem Wagen nach.

Ein Kreis und eine Linie definieren in der Sexualwissenschaft eine Debatte, und zwar über den natürlichen Verlauf und die Geschwindigkeit weiblichen Verlangens. Dieser Disput ist eng mit einer Frage verknüpft:



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