Die verschwundene Frau by Sara Paretsky

Die verschwundene Frau by Sara Paretsky

Autor:Sara Paretsky
Die sprache: eng
Format: mobi
veröffentlicht: 2011-11-13T06:30:20+00:00


Wenn du nicht schwimmen kannst, dann halt dich von den Haien fern

Ich hatte Lotty auf dem Heimweg von einer öffentlichen Telefonzelle aus angerufen, um ihr zu sagen, dass ich noch am Leben sei und sie mich bitte nur wegen harmloser Dinge anrufen solle. Sie war nicht sonderlich begeistert darüber, aus dem Schlaf gerissen zu werden - es war schon nach elf -, und nahm meine Bitte mit der ziemlich knappen Äußerung auf, ich solle nicht so melodramatisch sein. Melodramatisch und tollkühn: keine besonders angenehmen Adjektive, wenn sie im Zusammenhang mit der eigenen Person verwendet werden.

Mr. Contreras schließlich schickte Peppy mit zu mir hinauf, damit sie mir ein bisschen Trost und Sicherheit während der Nacht spendete, denn ich hatte immer noch Angst, dass jemand bei mir eindringen könnte.

Als ich das Licht ausschaltete, klingelte das Telefon. Ich holte tief Luft, um mich gegen das zu wappnen, was mich da wieder erwarten mochte, und meldete mich: »Warshawskis Vierundzwanzig-Stunden-Detektei.«

»Miss Warshawski?«

Eine Kinderstimme, die ausgesprochen nervös klang. »Ja, ich bin's, V. l. Warshawski. Was ist, Robbie?«

»Ich versuch' schon den ganzen Abend, Sie zu erreichen. Fast hätte ich's aufgegeben. Zuerst wollte ich Ihnen nur sagen, was mit BBs Schuhen ist - Sie haben mich doch gefragt, ob da irgendwelche Hufeisen oder so was Ähnliches dran sind, und ich glaube, dass ich nichts in der Art gefunden habe -, aber dann ist noch was Schlimmeres passiert. Es geht um diesen Mann, den Mann, den sie im Fernsehen gezeigt haben. Er ist... « Dann hörte ich ein Klicken, und die Verbindung wurde unterbrochen.

Ich warf einen Blick auf das Display meines Telefons und wählte die Nummer des Anrufers, die darauf stand. Es klingelte fünfzehnmal, ohne dass jemand rangegangen wäre. Ich legte auf und versuchte es noch einmal, um sicher zu sein, dass ich die richtige Nummer gewählt hatte. Nach dem zwanzigsten Klingeln gab ich auf.

Offenbar hatte sein Vater oder seine Mutter mitbekommen, dass er mit mir telefonierte, und das Gespräch unterbrochen. Ich stellte mir die schwimmfanatische Eleanor neben dem Telefon vor, wie sie es einfach klingeln ließ. Oder sie schalteten auf leise und warteten darauf, bis endlich das rote Licht aufleuchtete, das signalisierte, dass ich aufgelegt hatte, während Robbie zu weinen anfing und sein Vater sich über seine Tränen lustig machte.

Eine Woche zuvor wäre ich wahrscheinlich noch zu den Baladines rausgefahren, egal, ob es mitten in der Nacht war oder nicht. Aber so etwas tat nur jemand, der tollkühn war. Oder jemand, dessen Beine nicht so sehr schmerzten, dass er nicht rennen konnte, wenn es nötig war. Bevor ich irgend etwas unternahm, musste ich herausfinden, welchen Mann Robbie in den Nachrichten gesehen hatte. Um diese Zeit gab es keine Lokalnachrichten im Fernsehen, aber wenn die Story wichtig - oder schockierend - genug war, würde sie sicher im Radio kommen.

»Es ist Mitternacht und dunstig in Chicago, fünfundzwanzig Grad in O'Hare, siebenundzwanzig am Lake, Temperaturen in der Nacht bis auf zweiundzwanzig Grad fallend. Morgen erwartet uns wieder ein heißer Tag. Sammy Sosa hat seine tolle Leistung im Juni durch seinen zwanzigsten Homerun



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