Die verlorenen Schwestern by Adrian McKinty

Die verlorenen Schwestern by Adrian McKinty

Autor:Adrian McKinty [Adrian McKinty]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-08T23:00:00+00:00


19

LE CANARD

Wir gingen zur Botanic Avenue und fanden das Le Canard, das gerade den Mittagstisch beendete. Es handelte sich um ein französisches Bistro im Stile des Deux Magots, mit Tischen am Straßenrand, teurem Kaffee und schnippischen Kellnern. Andernorts wäre der Laden das reinste Klischee gewesen, doch im vom Krieg zerrissenen Belfast im Sommer des Jahres 1984 wirkte er wie eine frische Brise.

Normalerweise hätten wir keinen Tisch bekommen, so voll war es mit Leuten vom BBC und aus den umliegenden Bürogebäuden, aber unsere Dienstausweise erwiesen sich beim Maître d’hôtel als hilfreich, und er wies uns einen Tisch hinten neben den Toiletten an.

Ich bestellte mir ein Glas Rotwein und einen Espresso für Crabbie. »Cheers«, sagte ich und nahm einen Schluck von der Hausmarke.

»Chin Chin«, meinte McCrabban und trank Kaffee.

Der Wein war ausgezeichnet, und ich bestellte fast augenblicklich ein zweites Glas.

»Schon mal Roald Dahl gelesen?«, fragte Crabbie.

»Charlie und die Schokoladenfabrik?«

»Er hat auch so eine Geschichte geschrieben. Nicht ganz das Rätsel um den verschlossenen Raum, aber trotzdem gut. Willst du sie hören?«

»Ja.«

»Die Polizei wird zu einem Haus gerufen, in dem eine Frau ihren Mann gefunden hat, der offenbar mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden ist. Der Polizist unterhält sich sehr höflich und mitfühlend mit der Hinterbliebenen und bemerkt den köstlichen Duft einer Lammkeule, die in der Küche brät. Die verzweifelte Witwe bittet den Detective, er möchte bitte essen, es sei doch das Lieblingsgericht ihres Mannes gewesen und so weiter. Und so wird die Mordwaffe, die gefrorene Lammkeule, verzehrt.«

»Nett. Eine Variation der Nummer mit der Kugel aus gefrorenem Wasser … Allerdings ist unserem Opfer das Genick gebrochen worden. Entweder war es ein Unfall, oder jemand hat es ihr gebrochen, nachdem er sie niedergeschlagen hat. Ich glaube nicht, dass in unserem verschlossenen Raum mit irgendwelchen Mordinstrumenten getrickst wurde.«

»Nein«, pflichtete mir Crabbie traurig bei.

»Wollen wir noch einmal den Ablauf durchgehen?«, fragte ich munter.

»Ich bin ganz Ohr.«

»Lizzie erhält gegen zehn Uhr dreißig einen Anruf von ihrer Mutter. Alles in Ordnung. Sie wirft die drei Angelfreunde gegen elf Uhr raus. Alles in Ordnung. Elf Uhr zwanzig trifft unser neuer Freund Professor Yeats zu Hause ein. Um elf Uhr dreißig ruft Harper bei Mary Fitzpatrick an und will mit Lizzie sprechen. Die ist noch nicht daheim. Mary geht zum Pub, um sie zu suchen, stellt fest, dass abgeschlossen ist und kein Licht brennt. Sie geht nach Hause, weckt die Nachbarn, ruft die Polizei an. Elf Uhr fünfundvierzig oder kurz darauf trifft Harper aus Belfast ein und ist ganz krank vor Sorge. Kurz danach betreten die Polizisten aus Antrim die Bühne und beginnen mit der Suche. Um Mitternacht leuchtet ein Polizist mit der Taschenlampe durchs Fenster des Pub und glaubt, etwas auf dem Boden liegen zu sehen. Sie brechen die Tür auf und finden Lizzie, die mit einer zerbrochenen Glühbirne in der Hand daliegt.«

Crabbie nickte. »Hört sich richtig an. Lizzie stirbt irgendwann zwischen elf und elf Uhr dreißig.«

Ich trank noch einen Schluck Wein.

»Glaubst du, Yeats sagt die Wahrheit?«

»Ich denke schon. Warum? Worauf willst du hinaus?«

»Glaubst du, Yeats oder einer seiner Kumpel



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