Die vergessene Legion by Ben Kane
Autor:Ben Kane [Kane, Ben]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-1480-9
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-12-09T16:00:00+00:00
17. KAPITEL:
DER STREIT
Spät am Abend, als die beiden Thraex-Kämpfer friedlich auf ihrem Lager schnarchten, stahlen sich Romulus und Brennus aus der Zelle. Leise zog der junge Mann die vergitterte Tür hinter sich zu und folgte seinem großen Freund hinaus auf den unbeleuchteten Innenhof. Im Ludus herrschte eine fast gespenstische Stille. Als Gladiator stand man in aller Frühe auf und legte sich meist bei Sonnenuntergang schlafen.
Die Sterne waren zum Teil von Wolkenbändern verdeckt, und daher blieben die Freunde im Schutz der Dunkelheit, während sie auf das schwere Eisentor zuhielten, das die Gladiatorenschule von den Straßen Roms trennte.
»Wer da?« Furcht schwang in der Frage mit. »Zu dieser Stunde hat hier keiner was zu suchen!«
»Nur ruhig, Severus! Ich bin’s bloß, Brennus.«
»Brennus?« Ein übergewichtiger Wächter mittleren Alters löste sich aus dem Schatten neben dem Tor, das Schwert griffbereit. »Was wollt ihr so spät noch hier?« Argwöhnisch musterte er den jungen Kämpfer an Brennus’ Seite.
»Romulus und ich wollten uns ein bisschen in den Tavernen vergnügen, du weißt schon.«
»Jetzt, um diese Zeit?«
»Für einen Becher Wein ist es nie zu spät, Severus.«
»Memor würde mich aufspießen, wenn er wüsste, dass ich euch rauslasse.«
»Du schuldest mir noch den ein oder anderen Gefallen.«
Der Gladiator mit dem schütteren Haar zögerte.
»Nun komm schon, Mann!« Brennus neckte den Wächter mit einem wissenden Blick. »Wie war das noch mit den dreitausend Sesterzen, um die du mich gebeten hast?«
Severus blickte sich gehetzt um. »Aber wie lange wollt ihr denn fortbleiben?«
»Nur ein paar Stunden. Wir sind zurück, bevor es hell wird, keine Sorge.«
Severus trat unsicher von einem Bein aufs andere.
Brennus legte nach. »Du weißt doch, wie diese Geldverleiher in diesen Zeiten sind …«, betonte er. »Und du willst dir diese Leute gewiss nicht zum Feind machen.«
Rasch holte der Wächter den klirrenden Schlüsselbund hervor und führte die beiden Freunde zum Tor. Kurz darauf drehte sich der Schlüssel im Schloss, und das Tor schwang lautlos auf. Erleichtert registrierte Romulus, dass die Angeln anständig geölt waren und jedes verräterische Quietschen unterbanden.
»Morgen früh bekommst du die Summe«, wisperte Brennus, während sie ins Freie schlüpften.
»Aber ihr müsst vor Tagesanbruch zurück sein«, warnte Severus. »Sonst geht es auch mir an den Kragen, vergesst das nicht.«
Romulus durchlief ein Schauer, als das Tor hinter ihm ins Schloss fiel. Das Geräusch hatte etwas Endgültiges an sich. Doch dann atmete er auf, verließ sich darauf, dass Memor längst schlief, und folgte seinem Freund, der sich bestens auszukennen schien. Zur Sicherheit hatten sie ihre Schwerter mitgenommen und trugen dunkle Lacernae.
Ein matter Halbmond vermochte lediglich die Ziegeldächer der Häuser zu beleuchten. Da die Gebäude in diesen Vierteln drei- oder sogar vierstöckig waren, fiel nur wenig Licht in die Straßen. Doch trotz der Düsternis schien Brennus zu spüren, wo sie sich im Augenblick befanden.
»Warum ist es so still hier?«, tastete Romulus sich vor.
»In diesem Viertel wohnen die anständigen Leute, die um diese Zeit längst im Haus sind«, lautete die lapidare Antwort.
Während sie dem Verlauf der kleineren Straßen folgten, durchbrach nur gelegentliches Lachen aus Tavernen die nächtliche Stille. Die Geschäfte hatten ihre Auslagen längst mit Bretterwänden geschützt, die Türen der Wohnhäuser waren verriegelt.
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