Die siebte Hölle by Robert Brack

Autor:Robert Brack [Brack, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pandragon
veröffentlicht: 2015-10-13T16:00:00+00:00

11

Es sieht alles genauso aus, dachte Pakula. Nur die Worte sind anders. Aber es sind die gleichen Glasvitrinen, die gleichen Tabletts, die gleichen Servietten, das gleiche Besteck. Die gleichen Brote mit dem gleichen Käse und der gleichen Wurst, der gleiche schlechte Kaffee aus den immer gleichen Automaten, Knopfdruck genügt, wie überall. Zugegeben, es gibt minimale Abweichungen. Hier haben sie ein längliches Weißbrot, das Baguette heißt. Aber das ist nur ein winziges Zugeständnis an den Nationalgeschmack. Das Brot ist in die gleiche Plastikfolie eingepackt wie überall sonst an diesen Orten. Und sehr wahrscheinlich wird der Käse genauso fade sein wie alle anderen Käsescheiben, die ich bisher auf Reisen verzehrt habe. Und garantiert werden die Tomaten- und Gurkenscheiben schmierig sein und alt, und ekelhaft nach Spülwasser schmecken.

Er öffnete eines der Glasfenster der Vitrine und griff nach einem belegten Brot mit Schinken und Käse. Er legte es auf sein Tablett und widerstand dem Impuls, nach einem Salatteller zu greifen. Beim bloßen Anblick der schlappen Blätter und der ranzigen Salatmayonnaise rebellierte sein Magen. Stattdessen holte er eine Dose Tomatensaft aus der Getränketruhe. Dann stellte er einen Plastikbecher unter den Kaffeeautomaten und drückte auf die rot leuchtende Taste. Die braune Brühe plätscherte in den Becher. Pakula stellte ihn ebenfalls auf das Tablett und ging zur Kasse. Dort nahm er sich ein Stück Würfelzucker und zwei Portionen Kaffeesahne und bezahlte. Die junge, bleiche Frau im blauen Kittel tippte die Beträge rasch und geübt in die Kasse ein. Dann sagte sie etwas, ohne ihn anzublicken. Er verstand das schnell genuschelte Französisch nicht, konnte aber den Betrag von der grünen Digitalanzeige der Kasse ablesen. Mühselig zählte er den Betrag in der fremden Währung zusammen und steckte das Wechselgeld in seine Hosentasche. Dann ging er durch das Drehkreuz.

Marek saß bereits am Fenster der Autobahnraststätte und blickte nach draußen. Auch vor ihm stand ein Tablett. Aus einer Tasse mit Zwiebelsuppe dampfte es heiß. Daneben lag ein Baguette mit Schinken und Käse. Außerdem hatte er sich eine Cola aus der Getränketruhe geholt. Cola schmeckt auf der ganzen Welt 100-prozentig gleich, überlegte Pakula, als sein Blick auf die Flasche fiel. Das ist der Fortschritt. Der Tag wird kommen, an dem sie von jedem Produkt nur noch eine Marke produzieren, weltweit. Und die ganze Welt wird aussehen wie eine Autobahnraststätte irgendwo südlich von Lyon.

„Bon appetit“, sagte Pakula, als er sich gegenüber von Marek auf dem Plastikstuhl niederließ, der sich nicht bewegen ließ, weil er am Boden festgeschraubt war.

„Was ist?“, fragte Marek mit vollem Mund. Er blätterte abwesend in einer alten Ausgabe von Bild am Sonntag, die er am Kiosk der Tankstelle erstanden hatte.

„Das war Französisch“, erklärte Pakula. „Guten Appetit.“

„Ja, ja, danke“, sagte Marek und blätterte weiter.

„Es sieht alles gleich aus, und es schmeckt auch alles gleich“, sagte Pakula, während er das Brot aus der Plastikfolie wickelte. „Wie Coca-Cola.“

„Hm, hm.“

Es war so, wie er es geahnt hatte. Der Geschmack des belegten Brotes glich exakt dem des belegten Brotes, das er in einer Raststätte bei Frankfurt gegessen hatte, das wiederum dem Brot in der Raststätte

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