Die sexuelle Krise by Meisel-Hess Grete
Autor:Meisel-Hess, Grete
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00
Auch hier ist vielleicht etwas wie eine Reform denkbar. Das Bedürfnis nach Sexualgenuß ohne weitläufige Präliminarien und weitgehende Konsequenzen wird nie schwinden. Die Forderung der Sinne ist so gebieterisch wie der Hunger nach Nahrung, und beim normalen Mann ebenso wie bei der normalen Frau. Nur solange die Frau die »Gebrauchte« ist, ist sie auch meist die Mißbrauchte und so lange ist jede Möglichkeit der Freude für sie bei erotischen Vorgängen ausgeschlossen.
Das Wesen aller Reform besteht darin, daß man in einen neuen Zustand das Gute hineinträgt, das dem alten zu eigen war, das Üble und Schmutzige des alten Zustandes aber entfernt. Was ist nun das Gute, das die Prostitution heute dem Manne bietet? Es ist die Erleichterung von sexueller Bedrängnis auf unverbindliche Art. Es ist die Möglichkeit schnellen Kontaktes mit dem anderen Geschlecht, welcher auf eine Art gewonnen werden kann, die nicht den Umsturz der ganzen sozialen Existenz eines Menschen bedingt und dessen Zustandekommen nicht von tausend Schwierigkeiten abhängt, wie etwa die Ehe. Das üble dieses Vorganges liegt vor allem in der Defamierung des Weibes, welches als »Gebrauchte« zum Opfer wird, der Gefahr der Verseuchung (hervorgerufen durch mangelhaftes Interesse jenes Opfers, ihre Mißbraucher davor zu bewahren) und der moralischen Depravierung von Mann, Weib und sozialem Bewußtsein.
Resolution: Ersteres / das Gute / muß bleiben ohne letzteres / das Üble / wenn von einer Reform des freien Geschlechtslebens die Rede sein soll. Dies ist aber nur möglich, wenn dieses freie Geschlechtsleben, welches, wie wir gesehen haben, viel des Befreienden bietet, aufhört, ein »Erwerb« einer bestimmten Frauenschicht zu sein und eine gesellschaftliche Einrichtung wird wie jede andere, die der Erholung dient. Diese Einrichtung kann daher nicht durch eine Schicht Frauen, die davon »lebt« (und daran stirbt) repräsentiert werden, sie ist kein »spezialisierter Beruf«, sondern ihr Publikum bilden / alle Männer und alle Frauen, die vereinsamt leben. Statt käuflicher Prostitution / freiwillige Hingabe freier Menschen untereinander.
Freilich müssen, damit dies möglich werde, nicht nur gewisse soziale Voraussetzungen erfüllt sein, sondern vor allem die Gehirnvoraussetzungen dazu bestehen. Solange das geringste Odium diesem Vorgang der freiwilligen Hingabe der Frauen, zwecks Ermöglichung unbeschwerter erotischer Erlebnisse, anhaftet, solange ihnen im geringsten soziale Schädigung daraus erwachsen kann, so lange ist dieses Geschehen ausgeschlossen. Aber wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, wenn die Gehirne so weit reformiert sind, einen derartigen Zustand als hohen Vorteil gegenüber dem käuflichen Geschlechtsleben zu empfinden, dann würde manche gute Folge nicht ausbleiben. Vor allem würde die ganze Kaste der Prostitution überflüssig oder doch sehr vermindert werden, und nur wenn sie überflüssig ist, in des Wortes engster Bedeutung, kann sie schwinden. Der Geschlechtsvorgang würde nicht mehr Mann und Weib in den Sumpf der Erniedrigung ziehen, wie es heute in der Prostitution geschieht. Wenn es einen menschenwürdigen Ausweg für die Bedrängnis der Sinne, die kein Ehrlicher leugnen kann, geben würde, würde auch so manche übereilte legitime Verbindung, die jetzt aus sexueller Not geschlossen wird, nicht stattfinden. Die Geschlechtsseuchen dürften an Ausbreitung verlieren, wenn beide Partner ein Interesse an der Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit haben.
Und die psychologischen Voraussetzungen dieses Vorgangs? Wir haben
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