Die schwarzen Musketiere - Das Buch der Nacht - Jugendbuch by Oliver Pötzsch
Autor:Oliver Pötzsch [Pötzsch, Oliver]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: arsEdition GmbH
veröffentlicht: 2018-08-26T16:00:00+00:00
Das Erste, was Lukas nach seiner Ohnmacht wieder bewusst wahrnahm, war ein Klingeln wie von kleinen Glöckchen. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich um helles Gelächter handelte.
Sind das etwa Engel?, dachte er. Bin ich im Himmel?
Doch für den Himmel roch es eindeutig zu schlecht. Er schnupperte, dann öffnete er die Augen einen Spalt weit und sah über sich eine weiße Zeltbahn, unter sich spürte er eine harte Pritsche und kratzige Wolldecken. Offenbar befand er sich in einem der Zelte des Heereslagers. War die Schlacht etwa schon vorbei? Als Lukas vorsichtig den Kopf drehte, bemerkte er, dass er nicht allein war.
Direkt neben ihm lag Jerome, umgeben von einem halben Dutzend junger Mädchen, die alle kicherten und seinen französischen Freund mit Apfelstückchen fütterten. Eine von ihnen flickte eben Jeromes zerrissenes Wams, eine andere kümmerte sich um den arg zerbeulten Hut.
»Ah, endlich bist du aufgewacht!«, sagte Jerome, als er Lukas’ erstaunten Blick bemerkte. »Und ich dachte schon, du schläfst bis zum Jüngsten Gericht.«
»Wo … wo bin ich?«, murmelte Lukas, noch immer verwirrt.
»Du bist im Feldlazarett, du Schlafmütze!«, lachte Jerome und die Mädchen fielen in das Gelächter mit ein. »Aber keine Angst, sie haben dir kein Bein abnehmen müssen. Du hast ein paar ordentliche Stiche und Hiebe abbekommen, das schon. Aber da gibt es nichts, was man nicht wieder heilen könnte. Der Feldscher meinte, du hättest ziemliches Glück gehabt, wenn man bedenkt, dass du mit Giovanni in aller Seelenruhe durch die feindlichen Linien spaziert bist.« Jerome grinste. »Giovanni hat der Arzt übrigens gestern bereits aus dem Bett gescheucht. Er klopft schon wieder jede Menge schlaue Sprüche.«
Lukas blickte an sich herunter. Erst jetzt bemerkte er, dass er an den Armen und am Oberkörper verbunden war. Auch um seine Stirn lief ein dicker, blutverkrusteter Verband. Wenn er sich bewegte, tat sein Rücken weh.
»Was … was wollen all diese Mädchen hier?«, erkundigte er sich und richtete sich zaghaft auf, was jedoch zu heftigen Kopfschmerzen führte.
»Ach, das sind nur ein paar meiner neuen Freundinnen«, erwiderte Jerome achselzuckend. Auch er trug einen Verband am Kopf, wirkte aber bereits äußerst erholt. »Alles entzückende Mägde aus dem Feldlazarett. Darf ich dir vorstellen? Barbara, Agnes, Magdalena …«
»Ich glaube, ich würde mich wohler fühlen, wenn wir eine Weile alleine wären«, sagte Lukas zögerlich.
»Wie du meinst, du Spielverderber.« Jerome flüsterte den Mädchen etwas zu und sie entfernten sich kichernd.
Währenddessen sah sich Lukas ein wenig um. Das Zelt, in dem sie sich befanden, war riesig und dicht bevölkert mit Dutzenden verwundeten Landsknechten, die alle auf Pritschen oder auf dem Boden lagen. Einige Mägde huschten um sie herum und tauschten schmutzige Verbände aus. Manche der Männer stöhnten oder wimmerten leise, doch die meisten von ihnen lagen nur still da, aschfahl im Gesicht. Es roch nach Blut, Unrat und Kräutern, die gegen den schlimmsten Gestank im Zelt in Tonkrügen verbrannt wurden.
»Ist die Schlacht denn schon zu Ende?«, wollte Lukas wissen.
Jerome lachte. »Ob die Schlacht schon zu Ende ist? He, du hast zwei Tage und zwei Nächte geschlafen! Und bevor du fragst, ja, wir haben die Schlacht gewonnen, auch dank dir.
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