Die schwarze Schatulle by Batya Gur

Die schwarze Schatulle by Batya Gur

Autor:Batya Gur
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-02-16T23:00:00+00:00


7. Kapitel

Am nächsten Morgen stand Joli an der Klassentür. Sie lächelte, als sie mich sah, wurde aber nicht rot und noch immer lächelnd fragte sie, warum ich gestern nicht auf sie gewartet hätte.

»Konntest du nicht auf mich warten?« Trotz ihres Lächelns hörte sie sich gekränkt an.

»Ich musste unbedingt nach Hause«, sagte ich.

Ich weiß nicht, ob sie mir glaubte oder nicht, aber sie erkundigte sich nur, ob es was Neues wegen Benji gab. Ich schüttelte den Kopf. Da fragte sie, ob ich Lust hätte, mit ihr zusammen einen Plan zu machen, denn Benji sei auch heute nicht in die Schule gekommen. »Woher weißt du das«, fragte ich und sie antwortete, sie sei in seiner Klasse gewesen.

»Vielleicht kommt er später«, sagte ich. »Er kommt immer zu spät.« Ich ärgerte mich. Es war nicht ihre Aufgabe nachzuschauen, ob Benji in der Schule war. Schließlich war nicht sie für ihn verantwortlich, sondern ich.

Joli beruhigte mich, noch bevor ich etwas sagen konnte. Und dann klingelte es auch schon, wir mussten hinein. »Wir reden nachher weiter«, sagte ich.

Ich merkte, dass es mir Spaß machte, sauer auf Joli zu sein, auch wenn ich noch immer in sie verliebt war. Natürlich war ich das. Liebe hört nicht so schnell auf. Aber es war mir recht, dass ich sauer auf sie sein konnte und dass sie es merkte. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir etwas anmerkte oder nicht, jedenfalls reagierte sie nicht drauf und sagte nur: »Gut, reden wir nach der letzten Stunde weiter.«

Die Pausen verbrachte ich damit, meine Hausaufgaben zu machen. Auch als Uri kam und mir berichtete, dass jemand alle unsere Zettel wegen der schwarzen Schatulle abgemacht hatte, hatte ich einfach keine Zeit, neue zu schreiben. Ich musste meine Aufgaben machen, sonst würde ich wirklich in Schwierigkeiten kommen. Ich wusste, dass ich unbedingt für Mathematik, für den Bibelunterricht und für Biologie fertig werden musste. Wenn nicht, dann gute Nacht. An Benji dachte ich nur ab und zu, vor allem während des Bibelunterrichts, den ich nicht leiden kann. Nicht nur, dass das alles vor so langer Zeit passiert ist, es wird auch alles mit solchen Worten erzählt, die heute kein Mensch mehr sagt. Und wofür? Dass wir in Gottes Augen Gutes tun? Gutes kann man auch so tun, man kann sich wenigstens darum bemühen. Je länger ich überlegte, umso sicherer war ich, dass ich Benji gesehen hatte, wie er zur hinteren Mauer des Klosters ging. Und dann überlegte ich, wem die Stimme gehört hatte, die ihn zur Eile angetrieben hatte, aber es fiel mir nicht ein.

Als es nach der sechsten Stunde klingelte, wollte ich nicht, dass es so aussah, als würde ich warten. Vielleicht bereute Joli ihren Vorschlag ja schon? Mädchen bereuen immer alles, jedenfalls ändern sie ständig ihre Meinung. Abgesehen davon, dass sie beleidigt war, weil ich gestern nicht auf sie gewartet hatte. Ich packte sehr, sehr langsam meine Sachen ein und tat, als würde ich was in meinem Fach suchen. Ich wollte, dass sie zu mir kam, und sie kam tatsächlich.

Sie sah sehr ernst



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