Die schimmernden Reiche Bd. 2 - Das Knochenhaus by Stephen R. Lawhead

Die schimmernden Reiche Bd. 2 - Das Knochenhaus by Stephen R. Lawhead

Autor:Stephen R. Lawhead
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783838715643
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2012-02-01T23:00:00+00:00


NEUNZEHNTES KAPITEL

Erstmals seit Wochen erwachte Kit aus einem tiefen und erholsamen Schlaf. Eine Weile blieb er noch liegen und lauschte dem Geräusch des Wassers, das sanft gegen den Rumpf der Dahabija schlug – ein Klang voller Gelassenheit und Frieden. Schließlich gab er sich einen Ruck und setzte sich auf; erst jetzt bemerkte er, dass sich das Boot bewegte. Er schlich aus dem Raum und dann auf der Kajütenleiter zum Deck hoch, obwohl er immer noch das Nachthemd trug, das ihm Thomas Young gegeben hatte. Kit sah, dass die Morgendämmerung gleich einsetzen würde und dass der Kapitän das Boot flussaufwärts steuerte. Luxor hatten sie bereits hinter sich gelassen, und vor ihnen lagen nur die grünen Ufer des Nils mit Dattelpalmen und blühenden Sesamfeldern auf beiden Seiten.

»Guten Morgen, mein Freund!«, rief eine Stimme vom erhöhten Achterdeck. »Haben Sie Lust auf einen Schluck Tee?«

»Von mir aus gerne«, antwortete Kit. Während er auf die Stufen zuging, die zum höheren Deck führten, erblickte er Thomas, der in einem seidenen Morgenrock auf einem großen Rattansessel thronte und in seinen Händen eine Tasse hielt, der dünne Dampfwolken entstiegen. Auf einem niedrigen Tisch neben ihm lag Wilhelminas Brief. Kit zog einen der Rattansessel herbei, die an der Reling standen, und gesellte sich zum Arzt.

»Zu dieser Tageszeit kann ich am besten denken«, bekannte Thomas. »Es ist kühler und somit zuträglicher für klare Gedanken.« Von einer bemalten Keramikkanne entfernte er die Haube, die den Inhalt warm hielt, goss eine weitere Tasse voll und reichte sie Kit. »Wann immer ich mich einem hartnäckigen Problem gegenübersehe, hilft mir – wie ich finde – Tee, mich zu konzentrieren.«

»Es geht nichts über die erste Tasse am Morgen«, pflichtete Kit ihm bei. »Gibt es auch Milch?«

»Dort im Krug. Bitte, bedienen Sie sich selbst.« Während sich Kit eingoss, fügte Thomas hinzu: »Es ist übrigens Kamelmilch.«

Kit probierte einen kleinen Schluck: Es schmeckte süß und leicht pikant, fand er, doch im Großen und Ganzen annehmbar. Die beiden Männer tranken schweigend weiter und betrachteten das Flussufer, das langsam an ihnen vorüberglitt – unter einem Himmel, der die Farben von Rosenblütenblättern angenommen hatte.

Nach einer Weile brach Thomas die Stille. »Ich bin die halbe Nacht wach gewesen und habe über Ihr Problem nachgedacht.«

Mehmet, der auch der Schiffskellner war, brachte eine Teekanne mit frisch aufgesetztem Tee und nahm den alten mit sich.

»Was sind Sie bereit, mir über dieses Artefakt zu erzählen, das wir im Grabmal zu finden hoffen«, fragte Thomas, während er die Tassen wieder füllte.

Kit dachte einen Augenblick nach. »Sie wissen ja schon einiges von den Ley-Reisen – so, wie sie von Wilhelmina beschrieben werden.«

»Richtig. Die Beförderung von einer Welt in die andere.« Young wirkte plötzlich höchst konzentriert. Seine stahlumrahmten Brillengläser blitzten im frühen Morgenlicht auf. »Ich habe die Absicht, mich mit diesem Gebiet sehr eingehend zu befassen und es tiefer zu erforschen. Doch für unser gegenwärtiges Gespräch werden wir es als bereits umfänglich demonstriert erachten.« Er nahm einen Schluck Tee. »Fahren Sie fort.«

»Nun, das Phänomen wurde entdeckt von einem Mann namens Arthur Flinders-Petrie – oder zumindest ging er ihm aktiv nach.



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