Die rechte Hand des Teufels: Psychothriller (German Edition) by Zupan Kim

Die rechte Hand des Teufels: Psychothriller (German Edition) by Zupan Kim

Autor:Zupan, Kim [Zupan, Kim]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426422649
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-12-10T00:00:00+00:00


10

Eine Geschichte von einem Chinesen in Butte und von irgendwelchen Ringen«, sagte Val.

»Oh Gott, ja.«

»Irgendwas von Fingern und einem Officer von der Highway Patrol.«

»Alte Geschichten, Val.« Der Sheriff winkte ab. »Eine alte Geschichte, vor meiner Zeit und höchstwahrscheinlich ohne jede Grundlage.«

Millimaki erlebte einen Moment großer Erleichterung. Die Aussicht, Gloads Geschichte von Verstümmelungen und angedeutetem Fehlverhalten seitens des Departments wiederzugeben, hatte ihn erschöpft. Darüber hinaus, stellte er mit einiger Überraschung fest, wäre es ihm wie Verrat vorgekommen.

»Jedenfalls, Deputy, ich hab Sie hauptsächlich rufen lassen, damit Sie mich auf den neuesten Stand bringen. Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, gab’s da ein Problem oder Probleme mit Ihrer Frau. Hat sich das gebessert?«

Millimaki hatte auf dem harten Stuhl gegenüber dem Schreibtisch Platz genommen und warf einen raschen Blick zur Tür, hinter der Raylene an ihrem riesigen Schreibtisch saß, noch respekteinflößender auf ihrem Posten als der schaurige Gefängniswärter vom Nachtdienst.

»Machen Sie sich wegen ihr keine Sorgen, Val. Bis die ihr Kreuzworträtsel fertig hat, beachtet sie mich überhaupt nicht. Ich könnte kalt wie ein toter Fisch hier drin liegen. Wenn ich meinen unvermeidlichen Herzinfarkt kriege, dann hoffentlich am Nachmittag.«

Gemeinsam betrachteten sie Raylenes Rücken, eine breite Fläche voller greller Tropenblumen. Ihr Kopf nickte unter seinem aufgeplusterten Haarstrudel über der Rätselseite.

»Sie können die Tür zumachen, wenn Sie wollen, aber dann springt normalerweise bloß ihr Radar an.«

Millimaki hatte seinen Dienst vor sechsundzwanzig Stunden beendet und hatte sich gezwungen, bis zum Einbruch der Dunkelheit wach zu bleiben, und trotzdem hatte er kaum geschlafen. Nach dem Abhobeln klapperte die Tür jetzt im Wind, und als er aufgestanden war und sie mit zwei Tafelmessern festgekeilt hatte, gab sie stattdessen ein Grummeln von sich, als entstünden draußen in der Finsternis Worte und kämen verschlüsselt durch die ächzenden Fugen. Irgendwann ganz früh am Morgen träumte er wieder von seiner Mutter; ihre roten Lippen formten diese Nachtgeräusche zu Worten, die er nicht deuten konnte, obgleich er aufwachte und eine Stunde lang in seiner zerknüllten Bettwäsche lag und es versuchte. Er wusste, er sollte schlafen, doch das Bild wollte einfach nicht verblassen. Also gab er nach, saß auf der Bettkante und sah zu, wie der neue lange Tag die Fensterscheiben färbte. Jetzt saß er vor dem unordentlichen Schreibtisch und betrachtete übernächtigt seine ungeputzten Stiefel.

»Sie wohnt bei einer Freundin in der Stadt«, sagte er.

»Ah.«

»Sie bleibt eine Weile in der Stadt«, fuhr er fort. Dann schaute er auf; sein Blick hob sich nicht weiter als bis zur Brust des Sheriffs. »Wir brauchten ein bisschen Abstand. Na ja, sie jedenfalls.«

»Ja. Abstand. Abstand ist ein häufiges Thema.«

»Das ist meine Formulierung. Das Gespräch war ein bisschen intensiver.«

Der Sheriff lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Spitzen seiner Zeigefinger in das schlaffe Gewebe unter seinem Kinn. Der Stuhl gab ein leises Katzengeräusch von sich, als er kaum wahrnehmbar nach hinten kippte.

»Dieses Department ist ein Testgelände für ehelichen Darwinismus, Val. Wir tun hier das, was wir hauptamtlich machen, man könnte sagen, was wir gern tun, aber das läuft häufig dem Bestellen einer Ehe zuwider, oder macht es zumindest schwierig.



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