Die phantastische Reise by Isaac Asimov

Autor:Isaac Asimov [Asimov, Isaac]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: calvin-epub, Science Fiction
ISBN: 9783442234363
Google: v1yVAgAACAAJ
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2014-10-25T04:00:00+00:00

Die Innenbeleuchtung des U-Boots brannte. Michaels, Duval und Cora drängten sich um Grant.

»Das wär’s«, sagte er. »Sie halten Benes’ Herz im Augenblick unserer Annäherung mit einem Elektroschock an und bringen es wieder zum Schlagen, sobald wir hindurch sind.«

»Bringen es wieder zum Schlagen!« fauchte Michaels. »Sind die wahnsinnig geworden? Benes hält das in seinem Zustand nicht aus.«

»Ich vermute, sie halten es für die einzige Chance, das Unternehmen noch zu retten.«

»Wenn das wirklich die einzige ist, dann haben wir ausgespielt.«

»Ich habe Erfahrung mit der Chirurgie am offenen Herzen«, erklärte Duval. »Es könnte gehen. Das Herz hält mehr aus, als wir glauben, Michaels. Wie lange brauchen wir, um durch das Herz zu kommen, Owens?«

Owens blickte vom Turm herunter.

»Das habe ich mir eben ausgerechnet, Duval. Wenn es keine Verzögerung gibt, können wir es in einer Zeit zwischen fünfundfünfzig und siebenundfünfzig Sekunden schaffen.«

Duval zog die Schultern hoch.

»Dann hätten wir drei Sekunden Luft.«

»Also, fangen wir an«, sagte Grant.

»Wir treiben mit dem Strom dem Herz entgegen«, stellte Owens fest. »Ich verlange den Maschinen höhere Leistung ab. Ich muß sie ohnehin testen. Sie haben allerhand durchgemacht.«

Ein gedämpftes Brummen klang heller. Das dumpfe, unregelmäßige Vibrieren der Brownschen Bewegung machte einem Gefühl der Beschleunigung Platz.

»Licht aus«, sagte Owens. »Erholen Sie sich einstweilen, während ich das Ding schaukle.«

Als es im Boot dunkel wurde, traten alle wieder an das Fenster, diesmal sogar Michaels.

Ihre Umgebung hatte sich völlig verändert. Sie schwammen immer noch im Blutstrom. Er enthielt nach wie vor die vielen Bestandteile, die Bruchstücke und Molekularansammlungen, die Plättchen und roten Blutkörperchen, aber der Unterschied war gravierend…

Sie befanden sich in der Vena cava superior, in der ableitenden Hauptvene von Hals und Kopf. Der Sauerstoffgehalt war aufgebraucht. Die roten Blutkörperchen trugen kein Oxygen mehr und enthielten reines Hämoglobin, nicht mehr Oxyhämoglobin, die strahlend rote Verbindung von Blutfarbstoff und Sauerstoff. Das reine Hämoglobin war bläulich-dunkelrot. Im zuckenden Widerschein der miniaturisierten Lichtwellen, die das Boot ausstrahlte, glitzerte jedes Korpuskel mit blauen und grünen Blitzen zwischen häufig eingestreutem Dunkelrot. Die ganze Umgebung nahm die Färbung dieser sauerstofflosen Körperchen an.

Die Blutplättchen glitten im Schatten vorbei. Zweimal passierte das Boot in sicherer Entfernung weiße, mächtig geblähte Zellen, die jetzt eine gelblich-grüne Färbung angenommen hatten.

Grant betrachtete wieder Coras Profil. Sie hatte den Kopf wie in Verzückung erhoben und sah im schattenhaften Blau geheimnisvoll aus: Die Eiskönigin einer Polarregion, im Glanz eines blaugrünen Nordlichts, dachte Grant plötzlich. Er kam sich ausgelaugt vor.

»Großartig!« murmelte Duval. Aber sein Blick galt nicht Cora.

»Sind Sie vorbereitet, Owens?« fragte Michaels. »Ich leite Sie durch das Herz.« Er trat an seine Karte und knipste eine kleine Deckenlampe an. Das düstere Blau im Inneren des Bootes wurde verdrängt.

»Owens«, rief er. »Herzkarte A 2. Zugang rechter Vorhof. Haben Sie das?«

»Ja, habe ich.«

»Sind wir denn schon am Herzen?« fragte Grant.

»Hören Sie doch selbst«, gab Michaels ungeduldig zurück. »Sie brauchen nicht hinzusehen, nur die Ohren aufzusperren.«

Die Insassen hielten den Atem an.

Sie konnten es hören, wie das ferne Dröhnen von feuernder Artillerie. Es war nur eine rhythmische Vibration des Unterdecks, langsam und gemessen, aber zunehmend lauter. Ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem noch dumpferen, eine Pause, dann die Wiederholung, immer lauter.

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