Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939 (Geschichte Kompakt) by Magnus Brechtken

Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939 (Geschichte Kompakt) by Magnus Brechtken

Autor:Magnus Brechtken [Brechtken, Magnus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783534726486
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
veröffentlicht: 2013-04-30T22:00:00+00:00


11. Film und Musik

Film und Propaganda

Der Film und die Filmindustrie besaßen seit jeher eine propagandistisch-politische Konnotation. Die Universum Film AG (Ufa) war im Dezember 1917 in Babelsberg auf Initiative von Hitlers Putschpartner aus dem Jahr 1923, Erich Ludendorff, mit der Intention gegründet worden, durch Unterhaltungsfilme die Kampfmoral der Soldaten zu heben. Danach gehörte die Ufa bis weit ins „Dritte Reich“ Hitlers Koalitionspartner von 1933, Alfred Hugenberg. Die gesamte deutsche Filmindustrie hatte in den zwanziger Jahren einen kreativen Boom erlebt, der bis nach Hollywood ausstrahlte. So erstaunten die Bergfilme Arnold Fancks mit ihren atemberaubenden Naturszenen ein nach Millionen zählendes Stadtpublikum. Das Kino erwies sich da bei als doppelter Zufluchtsort. Die Illusionierung der filmischen Traumproduktionen diente, wenigstens für Stunden, dem Vergessen der kalten Forderungen des Alltags. Manche Filme entwarfen darüber hinaus das Bild einer Natur, auf deren inneres Wesen es zu horchen galt. Die Faszination solcher Fanck-Streifen wie „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929) oder „Stürme über dem Montblanc“ (1930) fand Anklang auch in NS-Kreisen, weil ihre Mischung aus Naturnähe, Überlebenskampf und Heldenzeichnung eine Affinität zur eigenen Ideologie erkennen ließ. Allerdings entstanden Fancks Filme weniger mit derartiger Intention (oder gar aus einer Affinität zur Person Hitlers), sondern verbanden die Erprobung neuer filmischer Mittel (Kamera, Objektive, Filter, Ton) mit einer Suche nach neuen, spektakulären Bildern. Während Luis Trenker diese Bilderwelt in „Der verlorene Sohn“ (1934) oder „Der Berg ruft“ (1937) mit der NS-nahen Moral ländlicher Einfachheit verschmolz, setzte Fanck dergleichen Projekte im „Dritten Reich“ nicht fort.

Leni Riefenstahl

Fancks Star-Schauspielerin und Regieschülerin Leni Riefenstahl stieg im Gewand ihres vorgeblich unpolitischen, tatsächlich höchst ehrgeizigen Karrierismus, von Hitler protegiert, als Regisseurin bald zu höchsten Ehren auf. Mit ihrem Film zum Nürnberger Parteitag von 1934, der unter dem Titel „Triumph des Willens“ in die Kinos kam, etablierte sie sich als unbestrittene Heroin eines parteitreuen Ästhetizismus. Sieht man einmal vom Inhalt des Films ab, der ein unzweideutiges Dokument der NS-Idyllisierung und Hitler-Verherrlichung ist, das zur propagandistischen Festigung eines rassistischen Regimes beitrug, so repräsentieren Lichttechnik und Kameraführung, Schnitt und Montage einen einflussreichen Schritt in der Filmgeschichte, den Riefenstahl mit ihrem Doppelfilm über die Olympischen Spiele von 1936 erweiterte und perfektionierte.

Die Filmindustrie des „Dritten Reiches“, die seit 1937 vom Propagandaministerium kontrolliert wurde, sollte mit ihren Produkten für ablenkende Zerstreuung sorgen und den Alltag vergessen machen. Die NS-Herrschaft selbst war kein direktes Thema, Hakenkreuze sollten ebenso unsichtbar bleiben wie die politischen Imponderabilien der Gegenwart. Beispielhaft avancierte Heinz Rühmann (1902–1994) zum Synonym des deutschen „kleinen Mannes“, der mit Witz und Gewandtheit alle Widrigkeiten des Alltags vor bildlich meistert. Zugleich förderte das Regime die geschichtsklitternde Heroisierung der preußischen Vergangenheit und propagierte antisemitische Vorurteile, namentlich in den von Veit Harlan (1899–1964) während des Zweiten Weltkrieges gedrehten Filmen wie „Der große König“ (1941), „Kolberg“ (1945) und, als antisemitischer Spielfilm schlechthin, „Jud Süß“ (1940).

Musik

Auch in der Musik verfemten die Nationalsozialisten moderne Künstler wie Alban Berg, Paul Hindemith, Arnold Schönberg und Anton Webern und fassten sie im Mai 1938 in Düsseldorf zu einer Ausstellung unter dem Titel „Entartete Musik“ zusammen. Anders als in der bildenden Kunst blieb



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