Die letzte Prinzessin by Prinz Martin

Die letzte Prinzessin by Prinz Martin

Autor:Prinz, Martin [Prinz, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Insel Verlag
veröffentlicht: 2016-08-17T22:00:00+00:00


9

Otto bemühte sich. Er war ein Charmeur, und Elisabeth war schön. Sie gefiel ihm tatsächlich. Der Befehl seines obersten Kriegsherren hätte ihn ganz anders treffen können.

Otto hatte selten eine schöne Frau verschmäht, und Elisabeth – mit ihrer langgliedrigen Gestalt, ihrem klaren Gesicht und den hell strahlenden Augen – war nicht nur eine besonders schöne Frau, sondern auch eine, die sofort auffiel. Darauf sollte Otto selbst in Zeiten stolz sein, da er sich längst im Krieg mit ihr befand.

Natürlich machte er mit Elisabeth eine gute Partie, sie war Alleinerbin ihres Vaters und Teilerbin ihrer Großmutter. Allein von den 4 Millionen Kronen ihrer Großmutter ließen sich mehrere luxuriöse Leben bestreiten. Zudem erhielt sie von ihrem Großvater 420.000 Kronen als Heiratsgut. Es sollte, dem von den Vorständen der Familien Habsburg und Windisch-Graetz ausgehandelten Ehevertrag entsprechend, derart angelegt werden, dass die Kosten des neuen Hausstandes allein von den Zinsen bestritten werden könnten.

Die Verwaltung dieses Vermögens war Otto übertragen worden. Im Gegenzug wurde er verpflichtet, seiner Frau jährlich eine Summe von 36.000 Kronen in monatlichen Raten auszuzahlen, die ihr zur alleinigen Verfügung standen. Alles Vermögen, das die Braut zum Zeitpunkt der Heirat besessen hatte, ebenso alles danach von ihr erworbene, bliebe zwar ihr Eigentum, doch war es damals selbstverständlich, dass es in einer Ehe der Mann verwaltete.

Durch die Ehe mit der Enkelin des Kaisers wurde Otto von Windisch-Graetz ein reicher Mann. Bis dahin hatte er als Nachkomme einer Seitenlinie der Familie Windisch-Graetz keinerlei eigenen Besitz, lebte von seinem Offizierssold. Nun wurde ihm vom Kaiser der Titel des Fürsten verliehen, womit er in seinem Stand mit seinem Familienchef gleichzog.

Otto von Windisch-Graetz machte an der Seite der nunmehr 18-jährigen Erzherzogin Elisabeth Marie auf Anhieb beste Figur. Wenige Wochen nach dem Befehl seines Kaisers stattete er mit Elisabeth deren Mutter Stephanie seinen Antrittsbesuch ab. Er hinterließ einen hervorragenden Eindruck. Daran sollte sich über die Jahre nichts ändern. Otto wahrte immer die Haltung.

Einen Tag später, es war der 14. Oktober, fand im Rahmen eines Diners des Kaisers in Schönbrunn die Verlobung statt. Die Hochzeit kündigte der Kaiser für den Januar an, ebenso die Verleihung des Ordens vom Goldenen Vlies an Otto von Windisch-Graetz.

Hunderte von Glückwunschtelegrammen gingen nach der öffentlichen Verlobungsanzeige am Sitz der Familie Windisch-Graetz ein. Die meisten seiner Familienmitglieder wie unzählige Angehörige der hohen Aristokratie sprachen persönlich bei ihm zur Gratulation vor. In mehreren Diners präsentierte der Kaiser seinen zukünftigen Schwiegerenkel, zusätzlich absolvierte Otto mit Elisabeth eine Reihe von Antrittsbesuchen wie etwa bei Marie Valerie im Schloss Wallsee.

Otto hatte eine Bühne betreten, die jenseits seiner Vorstellungskraft lag. Und ihm gefiel die Wirkung, die er dort erzeugte. Genauso wie ihn beeindruckte, welche Leidenschaft sich angesichts dessen in Elisabeth entzündete. Er und niemand anderer löste das aus – und Otto war keiner, der sich extra bemühen musste, von sich beeindruckt zu sein.

Höhepunkt dieser Wochen vor der Hochzeit sollte das traditionelle Familiendiner Kaiser Franz Josephs mit einem fast vollständig vertretenen Herrscherhaus sein. Bei keinem anderen Anlass wurde man in dieser Familie deutlicher unter die Lupe genommen und konnte vom Getuschel binnen kürzestem erledigt sein.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.