Die geheime Braut by Brigitte Riebe

Die geheime Braut by Brigitte Riebe

Autor:Brigitte Riebe [Riebe, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-28T04:00:00+00:00


NEUN

NEUN

In seinen Armen fühlte Barbara sich genauso an wie beim allerersten Beilager: eine feingliedrige Frau mit Brüsten, die noch immer in seine Hand passten, und Beinen, so lang und geschmeidig, dass sie ihn beim Liebesakt mühelos umschlingen konnten, als wollten sie ihn nie wieder loslassen. Erst auf den zweiten Blick hatte Lucas Cranach sich in die scheue blonde Ratstochter aus Gotha verliebt, die nach einer geplatzten Verlobung klug und geduldig genug gewesen war, seine zögerliche Werbung mit einem Lächeln anzunehmen.

Er hatte diese Entscheidung keinen einzigen Tag bereut, und das lag nicht an der großzügigen Mitgift, die Jobst Brengbier seiner Lieblingstochter mit in die Ehe gegeben hatte. Doch so ganz verkehrt war diese üppige Morgengabe allerdings auch wieder nicht gewesen, denn das Haus am Marktplatz von Gotha bildete ein solides Fundament für die weiteren Grundstückserwerbungen in Wittenberg, die im Lauf der Jahre nach und nach dazugekommen waren.

Fünf Kinder hatte Barbara ihm geschenkt, war seinem Haus und seiner Werkstatt eine fleißige, tüchtige Vorsteherin und zudem fähig, dank ihres Kräuterwissens Krankheiten zu lindern oder sogar zu heilen. Dabei ließ sie sich von niemandem etwas vormachen, weil sie vor allem ihrer eigenen Beobachtung vertraute. Selbst bei Meinungsverschiedenheiten wurde sie niemals schroff oder scharf, wie es bei Katharina von Bora durchaus vorkommen konnte, vielmehr wusste sie ihre Argumente so geschickt vorzubringen, dass ihr Mann sich ihnen früher oder später anschloss.

Außerdem kannte sie ihn wie kein zweiter Mensch auf Gottes schöner Erde, was er heute wieder einmal zu spüren bekam.

»Du gefällst mir gar nicht, Lucas«, sagte sie, während ihre Finger eine betörende Melodie auf seinen verspannten Schultern spielten. »Schon seit Tagen bist du wie verwandelt.«

»Warum, meinst du wohl?«, erwiderte er polternder, als ihm eigentlich zumute war. »Ein riesiges Fuder drückt auf meinen Rücken. Und je weiter ich nachforsche, desto schwerer wird es.«

»Musstest du dich unbedingt im Rat vordrängen? Diese Suche nach dem Mörder von Margaretha – sie kann gar nicht gut ausgehen.«

»Was redest du da?«, fuhr er auf.

»Vor allem sollte sie nicht ausschließlich mit dir in Verbindung gebracht werden«, erwiderte sie ungerührt. »Du bist zwar Ratsherr, aber vor allem doch ein berühmter Maler und gewiss kein Richter oder gar Henker.«

»Wir sollen den Täter also einfach laufen lassen?«, schnappte er zurück.

»War es ein Fremder, so ist er ohnehin längst über alle Berge«, sagte Barbara. »Niemand mit nur einem Fünkchen Verstand würde seelenruhig abwarten, bis man ihn fasst, aburteilt und zum Galgen schleppt. Und jemand aus Wittenberg? Das gibt böses Blut.«

»Ich kann dich nicht begreifen …«

»Ein Mörder innerhalb unserer Bürgerschaft? Hast du dir das schon einmal ausgemalt? Kein Stein bliebe mehr auf dem anderen.« Sie griff nach einem Taschentuch und schnäuzte sich ausführlich. »Vielleicht hat Margaretha es sich ja sogar zum Teil selbst zuzuschreiben, dass sie nicht mehr am Leben ist.«

»Das sagst ausgerechnet du – eine Frau!«

»Ja, allerdings eine Frau, aber eine, die ihrem Mann stets treu war und die mit ihrem Leben zufrieden ist. Margaretha dagegen …« Sie verstummte.

»Wenn du etwas weißt, Barbel« – Cranach nahm ihre Hand –, »so musst du es mir sagen.«

Sie entzog sie ihm.



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