Die gefangene Zeit by Foster Alan Dean

Die gefangene Zeit by Foster Alan Dean

Autor:Foster, Alan Dean [Foster, Alan Dean]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-01-20T00:00:00+00:00


XIII

Unbeweglich und schweigend starrten mitten auf der verlassenen Straße alle drei auf diese Erscheinung. Obwohl ihr ein Antlitz fehlte, so erweckte sie doch den unmissverständlichen Eindruck, dass sie zurück starrte. Ehomba beugte sich hinunter, um dem schwankenden, zitternden Rätsel, das sich selbst Wucker nannte, etwas zuzuflüstern.

»Also gut, da du alles weißt. Was ist das?«

Rührselige Augen waren starr auf das Furcht einflößende Gespenst gerichtet. Wie schon zuvor, so zögerte der Trunkenbold auch jetzt nicht. »Ein Vowen. Da es selbst kein Gesicht besitzt, beneidet es die, die eines haben.« Er tippte sich mit dem Mittelfinger an den Nasenflügel. »Seid vorsichtig! Es wird versuchen, eures zu stehlen.«

Simna zog das Schwert. »Meins kann es nicht haben. Ich brauche es noch.« Hinter ihm spannte Einlöward die Muskeln an und wartete auf eine passende Gelegenheit.

Ehomba holte das Schwert aus Himmelsmetall aus der Scheide und stellte sich neben den Freund. »Meins auch nicht. Mirhanja würde mich zwar auch ohne Gesicht erkennen, aber wie soll sie mir tief in die Augen schauen, wenn diese nicht mehr da sind?« Er streckte den Arm mit dem Schwert aus und das Mondlicht glitzerte auf den gestochen scharfen Ätzungen in dem ganz besonderen Stahl.

Das Vowen blickte auf die zwei scharfen Waffen, wie, konnte jedoch niemand sagen, und lachte aus der leeren Stelle heraus, an der eigentlich der Mund sein sollte, hätte es denn einen solchen besessen. Es klang wie ein falscher Seufzer, ein Geräusch, das nahezu betörend um die Ohrmuscheln spielte, jedoch nicht richtig eindrang. Alle drei hörten das Lachen, das einige Blutstropfen in den Adern gefrieren ließ.

Eine geisterhafte Hand, knochig und blau, wurde ihnen entgegengestreckt. Simna duckte sich. Ehomba wich nicht von der Stelle und schwang das Schwert. Das Himmelsmetall heulte auf, als es Luft und Hand durchtrennte. Wie eine frei gelassene Motte entschwebte die abgehackte Hand des Vowen in die Nacht, sie führte anscheinend ein Eigenleben. Das Gespenst heulte laut auf und zog den Arm zurück. Als das leere Gesicht hinunter auf das stumpfe Handgelenk starrte, wuchs bereits eine neue Hand heraus.

Der Hirte zischte dem torkelnden Wucker zu: »Wie können wir ihm aus dem Weg gehen?«

»Nun ja«, antwortete der kleine Säufer nachdenklich, »ihr könntet nach links ausbrechen und über die Straße rennen, aber dann lauft ihr geradewegs den Borboressben in die Arme.«

Nach einem Blick in die angedeutete Richtung sahen Ehomba und Simna, wie ein dunkler Schlitz von einer Gasse zehn oder zwölf ponygroße Homunkuli gebar. Sie besaßen Pferdehufe und gingen gebückt. Die grelle, hellrote Farbe ihrer Haut wurde durch das schimmernde Mondlicht etwas gedämpft. Ziegenschwänze wedelten hin und her und borstige, schwarze Haarbüschel bedeckten stellenweise ihre Körper. Die runden Gesichter wirkten durch den Mund, in dem scharfe, vorstehende Zähne wuchsen und der von einem Ohr zum anderen reichte, stumpf und verzerrt. Als die Wesen die Münder aufrissen, konnte man meinen, die Schädel würden waagerecht auseinander geschnitten. Jedem wuchs ein Horn von unterschiedlicher Länge aus der Mitte der Stirn und sie waren mit krummen, sensenähnlichen, kurzen Schwertern bewaffnet - aus einem Metall, das so blutrot glänzte wie ihre Haut.

Sie schnatterten in einer unbekannten Sprache, bis sie die Wanderer erblickten.



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