Die gefangene Braut by Johanna Lindsey

Die gefangene Braut by Johanna Lindsey

Autor:Johanna Lindsey [Lindsey, Johanna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Romance, Oriental, Historical
ISBN: 3453024435
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1996-04-18T22:00:00+00:00


18

Christina kam es so vor, als sei sie seit einer Ewigkeit gerannt. Die Meilen flogen an ihr vorbei, aber sie kam an kein Ziel. Sie konnte nirgends etwas anderes als Sand sehen – wohin sie auch sah, nichts weiter als Sand und eine ungeheuerliche Sonne, die herunterbrannte. Doch hinter ihr war der Tod her, und sie mußte entkommen. Ihre Beine taten entsetzlich weh und fühlten sich von ihrem Körper losgelöst. Ihre Brust brannte bei jedem Atemzug, aber immer noch wurde sie vom Tod gejagt. Sie mußte schneller laufen – sie mußte entkommen! Sie hörte, wie der Tod ihren Namen rief. Sie sah sich um, und Furcht durchflutete sie, denn er kam näher. Der Angstschweiß brach aus ihrem Körper. Wieder und wieder rief er ihren Namen, doch sie lief weiter und betete, ein Wunder möge sie retten. Die Stimme des Mannes wurde immer lauter, während er immer wieder ihren Namen rief. Wieder blickte sie zurück. Gütiger Gott, er war direkt hinter ihr und streckte die Hände aus, und dann sah sie sein Gesicht. Es war dieser schreckliche Mann, der sie geschlagen hatte, und jetzt würde er sie töten. Philip! Wo bist du!

»Christina!«

Sie setzte sich plötzlich auf und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Doch sie wurde ruhiger, als sie die vertraute Umgebung des Zeltes sah.

Ein Traum, lachte sie – ein blödsinniger Traum. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Verflucht, aber heute wird ein heißer Tag.

»Du alter Idiot. Du hättest wissen müssen, daß du ihr nicht trauen kannst.«

Christina fragte sich, mit wem Philip wohl sprach. Sie stand eilig auf und trat ins Schlafzimmer. Als sie die Vorhänge zurückschlug, sah sie, daß Philip sich auf der Bettkante aufgerichtet hatte und unter größten Schwierigkeiten versuchte, seine Hose anzuziehen.

»Was zum Teufel hast du vor, Philip? Du solltest noch nicht sitzen«, schalt Christina ihn aus. Sie sah sich um und entdeckte niemanden außer Philip. »Und mit wem hast du dich eben gerade noch unterhalten?«

Philip starrte sie an, und ein überraschter Ausdruck trat auf sein Gesicht, verwandelte sich jedoch augenblicklich in Zorn. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«

»Was?«

»Wo du gewesen bist, verdammt noch mal! Ich rufe jetzt seit zehn Minuten nach dir. Wo warst du?« brauste er auf.

»Dann hast du also gerade mit dir selbst geredet. Du bist wirklich ein alter Idiot, wenn du in deinem Herzen nicht das kleinste bißchen Vertrauen zu mir findest. Ich habe auf dem Sofa gelegen und geschlafen. Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht weglaufe, und mein Wort ist genauso viel wert wie deins.«

»Warum hast du mir dann nicht geantwortet?«

»Ich hatte einen Alptraum, Philip. Ich habe geträumt, daß mich der Mann, der mich geschlagen hat, durch die Wüste jagt. Der Traum war so intensiv – ich dachte, daß er meinen Namen ruft. Als ich schließlich aufgewacht bin, habe ich nichts weiter gehört, als daß du vor dich hingeredet hast.«

»Schon gut, es tut mir leid, daß ich falsche Schlüsse gezogen habe.« Philip stand auf und versuchte, seine Hose zuzuschnüren.

»Du darfst nicht aufstehen, Philip«, sagte sie eilig, als sie den Schmerz in seinem Gesicht sah.



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