Die falsche Patrizierin - historischer Roman by Gmeiner-Verlag

Die falsche Patrizierin - historischer Roman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag [Gmeiner-Verlag]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2014-06-16T22:00:00+00:00


Laila hatte die Nachricht von Irene erhalten, dass sie bei Miltraut auf sie warten würde. Nun also konnte sie den Besuch bei ihrer Mutter nicht länger hinausschieben. Sie würde sich ihr stellen müssen und erkannte, dass sie genau das die ganze Zeit vermieden hatte. Ihre Mutter wollte nicht, dass Laila sich für sie einsetzte. Sie hatte ihr Schicksal seit dem Weggang des Vaters klaglos angenommen und würde es lieber sehen, wenn Laila das ebenso tun würde. Aber warum? »Ich muss alleine für mein Unrecht und meine Dummheit büßen«, das hatte ihr Vater gesagt. In Wirklichkeit büßten sie alle dafür, warum hatte er das nicht gesehen, als er einfach aus ihrem Leben verschwunden war?

Aus der Truhe neben Dietlinds Bett hatte Laila sich eines der beiden einfacheren Kleider genommen, für den Weg durch die Stadt hin zu ihrer Mutter. Sie suchte sich bewusst die schmaleren Gassen, umging den Marktplatz und den Fischmarkt großzügig und versteckte ihr Gesicht im Schatten der Kapuze ihres Umhangs. Für eine Dietlind Nehlin, die einen Ausflug in die Stadt macht, war sie zu schäbig gekleidet, und für eine Laila, die ihre Mutter im ärmlichsten Viertel Ulms besuchte, zu teuer angezogen. Ich schwebe irgendwo mittendrin, dachte sie und fühlte sich genauso. Nach all den Annehmlichkeiten, die sie als Dietlind genoss und die täglich mehr zur Selbstverständlichkeit wurden, kam ihr das bisherige Leben umso ärmlicher vor.

Unvermittelt stand sie vor dem Wohnhaus ihrer Mutter, dessen Dach so windschief wie eh und je auf den Mauern balancierte.

Sie öffnete die Tür und schaute in zwei Gesichter, Irenes und Miltrauts, die jede mit einem Becher vor sich an dem Tisch saßen. Offenbar hatten sie sich unterhalten. Die Freundin sprang auf, lief auf Laila zu und umarmte sie. Auch Miltraut erhob sich mit einem Lächeln.

»Schön, dass du kommst«, meinte sie und umarmte Laila, nachdem Irene sie freigegeben hatte.

»Entschuldigt, aber ich muss sehen, wie sich mein Topf mit Münzen gefüllt hat«, antwortete Laila, nahm sich einen Stuhl und zog ihn zu dem Wandregal, auf dem sich das Gefäß mit der grünen Oberfläche befand. »Ein Viertel voll, halb voll, ganz voll, ich kann es mir einfach nicht vorstellen.« Sie kletterte hoch, hob den Deckel und spähte hinein. Er hatte sich merklich gefüllt, trotzdem war sie enttäuscht. »Ich dachte, es wäre mehr.« Sie nahm den Topf vom Regal, trug ihn zum Tisch und kippte ihn aus. Doch, das Häuflein hatte sich vergrößert im Vergleich zum letzten Mal. Sie griff mit beiden Händen hinein und ließ das Metall durchklimpern.

»Du spielst eine Rolle in einem Patrizierhaus, hat Irene mir erzählt.«

Laila zog den Stuhl zurück zum Tisch und setzte sich. Sie war Irene dankbar, dass sie bereits Vorarbeit geleistet hatte. Mit knappen Worten klärte sie ihre Mutter über die Geschehnisse auf und wunderte sich selbst darüber, wie einfach es war, ihr endlich die Wahrheit zu erzählen.

Ihre Mutter nickte nur. Die Warnung vor den Reichen blieb aus, stattdessen sagte sie: »Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte. Eine Frau bittet dich, sie bei einem Ball zu vertreten, weil du ihr ähnlich siehst. Am



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