Die blonde Witwe by Robert B. Parker

Die blonde Witwe by Robert B. Parker

Autor:Robert B. Parker [Parker, Robert B.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-26T16:00:00+00:00


34

Gegen halb vier morgens war ich fertig mit der Polizei. Ich hatte mich die ganze Zeit mit Kaffee vollgeschüttet. Das Nummernschild auf dem Chrysler war eine Woche zuvor von einem 1986er Chevette geklaut worden, der einer älteren Dame in Amesbury gehörte. Den Jungen, den ich gekillt hatte, kannte von den Bullen keiner. Der Gerichtsmediziner versprach, bis zum nächsten Abend die Fingerabdrücke analysiert zu haben. Belson sagte, dass sie höchstwahrscheinlich noch weitere Fragen an mich hätten, aber dass meine Story in Ordnung zu sein schien und er sich nicht vorstellen konnte, dass das Ganze rechtliche Schritte nach sich ziehen würde. Ich sah das auch so.

Um Viertel nach vier ließ ich mich rücklings in mein Bett fallen, erschöpft und hellwach. Ich hatte schon vorher Menschen getötet, und ich hatte noch nie Freude daran gehabt. Außerdem hatte ich zu viel Kaffee getrunken. Das Bild, wie das Gesicht des Jungen vom angenehmen Sommerregen berieselt wurde, erinnerte mich an Candy Sloans Gesicht, wie sie damals im Regen gelegen hatte, zwischen den Ölbohrtürmen, vor langer, langer Zeit. Susan hatte Recht. Ich bin nie darüber hinweggekommen.

Als ich endlich einschlief, brach der Tag bereits an. Ich schlief ein und wachte auf, schlief ein und wachte auf. So ging das bis halb drei nachmittags. Endlich schleppte ich mich aus dem Bett, noch ganz benommen vom tagsüber schlafen. Ich duschte und zog mir eine Hose an, dann ging ich in die Küche. Der schlechte Kaffee lag mir immer noch schwer im Magen. Ich machte mir einen Frucht-Shake mit tiefgefrorenen Erdbeeren und einer Nektarine. Den Shake goss ich mir in ein hohes Glas, das ich ins Wohnzimmer mitnahm. Dort setzte ich mich in einen Sessel am Fenster, blickte auf die Marlborough Street hinab und trank ein wenig.

Der Nieselregen der letzten Nacht war stärker geworden. Es war ein ziemlich dunkler Nachmittag, und alles glänzte vor Feuchtigkeit. Die Autos waren sauber. Die Blätter an den Bäumen waren richtig saftig und schimmerten im Regen. Ab und zu gingen gut aussehende Frauen vorbei. Die gab es in der Back Bay zuhauf. Entweder waren sie alleine unterwegs, führten Hunde mit Hundepullis Gassi oder schoben Kinderwagen mit Regenschutz aus durchsichtigem Plastik vor sich her. Meistens trugen sie grelle Regenkleidung und sahen in dem trüben Stadtbild aus wie impressionistische Farbtupfer. Die Wohnung war still. Ich war still. Der Regen war gleichmäßig und stark, aber nicht zu laut. Er fiel schnurgerade vom Himmel, statt gegen das Fenster zu prasseln. Ich schlürfte meinen Shake. Dann klingelte es an der Tür.

Ich griff nach der Pistole, die auf der Arbeitsplatte in meiner Küche lag, dann drückte ich auf den Summer für die Haustür. Einen Augenblick später ging ich zur Wohnungstür und schaute durch den Spion. Die Aufzugstür ging auf und Hawk trat heraus. Ich machte die Tür auf und er trat ein. Er trug einen weißen Regenmantel und einen breitkrempigen Panamahut. Und er hatte ein Papiertütchen dabei. Ich wusste, dass er die Pistole sah. Ihm entging nie etwas. Aber er zeigte keine Reaktion.

„Backschnecken“, sagte er. „Himbeere.“

Ich schloss die Tür. Er hielt mir die Tüte hin, ich angelte mir eine Himbeerschnecke raus und aß sie, während ich Kaffee kochte.



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