Die Zukunft der Banken by F.A.Z
Autor:F.A.Z.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlag
veröffentlicht: 2014-02-05T00:00:00+00:00
Glauben Sie nicht dem Gesäusel vom Kulturwandel! Gängige Geschäftsmodelle etlicher Banken sind nach wie vor fragwürdige Anlagetipps mit fürstlichen Beratungshonoraren. © Greser & Lenz
Die linken Kritiker behalten recht: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – so lautet das skandalöse Geschäftsmodell der Banken. Mit diesem Modell haben sie die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht. Sie täten es heute wieder: Banken sind verantwortlich dafür, dass der Ruf der Marktwirtschaft tief in Misskredit kam. Und sie tun bis heute viel zu wenig, diesen Schaden zu heilen.
Man soll sich nicht täuschen lassen vom Kulturwandelgesäusel aus den Bankentürmen. Man soll sich nicht ablenken lassen davon, dass sie jetzt Milliardenbußen zahlen. Man soll sich nicht in Sicherheit wiegen, wenn europäische Finanzminister in notorischer Nachtsitzungsinszenierung eine sogenannte Bankenunion zimmern. Sie lässt die zentrale Frage unbeantwortet, was mit schwachen Banken passiert. Vor allem: Man soll sich nicht zufriedengeben, solange das alte, verderbliche System bleibt.
Im Kern wollen Banken weiterhin Geschäfte machen dürfen, deren Risiken sie der Gesellschaft aufhalsen. Denn sie weigern sich, den zentralen Sicherheitspuffer ihrer Bilanz – das Eigenkapital – auf eine sozialverträgliche Höhe zu bringen.
Warum weigern sich die Banken so hartnäckig? Ganz einfach: Wegen des 'Hebels'. Dieser Zauberstab des Fremdkapitals vervielfacht bei geringem Eigenkapital die Renditechance gewaltig. So etwas mögen die Banker. Denn dann können sie sich hohe Gehälter zahlen und saftige Boni gönnen. Aber der Hebel wirkt leider auch in die andere Richtung; er vervielfältigt die Verlustmöglichkeiten. 'Ist nicht schlimm', sagen die Banken – und reichen die Verlustrechnung einfach an die Allgemeinheit weiter. Dass die Banken das Fremdkapital so lieben, liegt daran, dass es für sie billiger ist als Eigenkapital. Weil nämlich die Gläubiger aus guter Erfahrung darauf bauen, dass sie im Falle eines Falles von den Steuerzahlern rausgepaukt werden, ist deren Risiko niedrig, weshalb sie auch eine geringere Verzinsung ihrer Kredite von den Banken fordern.
Man kann das ganz einfach ausdrücken mit den Worten des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama: 'Die Erwartung der Rettung durch den Steuerzahler verleiht den Banken teuflische Anreize, viel zu hohe Risiken einzugehen.' Fama ergänzt: 'Hätten die Banken in der Finanzkrise mehr Eigenkapital gehalten, hätten die Aktionäre viel Geld verloren, die Welt als Ganzes aber nicht viel.' Zwischen 2008 und 2012 mussten die europäischen Staaten nach Ausweis der Europäischen Kommission ihre Banken mit 5,1 Billionen Euro Steuergeld 'retten'.
Die Steuerzahler haben ein Grundrecht darauf, nicht mit den Risiken der Geschäftspolitik von Banken behelligt zu werden. Sollen Banken doch zocken, spekulieren oder Casino spielen. Sollen sie sich als Trenn- oder Universalbank organisieren. Sie können machen, was sie wollen – unter einer Voraussetzung allerdings: Sie riskieren das eigene Geld, nicht das des Steuerzahlers. Man kann das auch als goldenes Gesetz der Marktwirtschaft formulieren: Risiko und Haftung gehören zusammen. Wer die Boni einstreicht, muss auch für die Verluste geradestehen.
Die Banken heucheln Demut. Doch wahre Demut bestünde darin, für mehr Eigenkapital zu sorgen. Das aber scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser. Hartnäckig wehren sie sich gegen die Forderungen der Ökonomen nach höheren Sicherheitspuffern. Bei der Deutschen Bank betrug noch
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