Die Zuflucht by Aguirre Ann

Die Zuflucht by Aguirre Ann

Autor:Aguirre, Ann
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2013-12-11T05:00:00+00:00


ENTHÜLLUNGEN

Erst am Nachmittag hatte ich Gelegenheit, Draufgänger von den Erkenntnissen der letzten Nacht zu erzählen. Ich hatte nicht schlafen können, und das merkte ich deutlich. Meine Augen brannten, mein Kopf schmerzte, und ich konnte kaum etwas essen. Als sich die Sonne allmählich auf den Horizont zubewegte, sah ich Draufgänger ein Stück abseits von den Männern stehen. Er beobachtete, wie Pirscher und Bleich sie trainierten. Ich ging zu ihm. »Ich muss mit dir reden.«

Draufgänger wirkte erschöpft, als wäre die Verantwortung, die allein auf seinen Schultern lastete, zu viel für ihn. Mit einer Mischung aus Neugier und Verzweiflung blickte er mich über die Schulter hinweg an. »Wieso habe ich jedes Mal, wenn du zu mir kommst, das Gefühl, dass mein Leben gleich wieder ein Stückchen komplizierter sein wird?«

Sein gutmütiger Ton milderte die Schärfe der Worte etwas ab, also sprach ich weiter. »Vielleicht kennst du mich mittlerweile gut genug?«

Er lachte. »Ziemlich viel das alles, nicht wahr?«

Ich konnte mir vorstellen, was er meinte: Die Felder zu bewachen war schwierig genug, und wir waren so wenige. Unsere geringe Anzahl verstärkte die Anspannung noch. »Bist du wütend, weil sie uns nicht mehr Leute mitgeschickt haben?«

Er schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich nur noch mehr Männer hier, die herumjammern, weil sie auf dem Boden schlafen müssen. Das ist nichts für mich.«

»Mir scheint, du machst deine Sache sehr gut.« Noch nie hatte ein Älterer mich wie eine Gleichgestellte behandelt, und das gefiel mir. Sehr sogar.

Er seufzte. »Ich bin kein Anführer. Auf der Handelsroute fahre ich den ersten Wagen in der Karawane, und manchmal fahre ich auch allein. Aber das ist nicht dasselbe …«

»Warum hast du dich dann freiwillig für die Aufgabe gemeldet?«

Er sah mich von Kopf bis Fuß an. Mit einem Mal war er vollkommen ernst. »Seit du hier bist, schäme ich mich in Grund und Boden.«

»Wegen mir?«

»Natürlich nicht. Wegen der ganzen verdammten Stadt, Mädchen.«

Ich war so überrascht, dass ich einen Moment lang nicht wusste, was ich sagen sollte. »Hältst du wirklich so große Stücke auf mich?«

»Du kannst wohl nie genug Komplimente kriegen, was? Aber noch mehr gibt’s nicht.«

Was in aller Welt sind Komplimente?

»Trotzdem ist das nicht der Grund, warum du zu mir gekommen bist. Also?«

Mit so wenig Worten wie möglich erklärte ich ihm, was wir in der Nacht entdeckt hatten. Als ich fertig war, fuhr sich Draufgänger mit der Hand durch das graue Haar und blickte hinauf in den Himmel. Es war ein warmer Tag, und nicht eine einzige Wolke trübte die Sonne. Regen und Gewitter hätten wahrscheinlich besser zu den Nachrichten gepasst, die ich ihm soeben übermittelt hatte.

»Gut«, sagte er schließlich. »Für den Moment werde ich mal vergessen, dass ihr eure Kompetenzen einfach überschritten habt. Bist du sicher, dass es eine Siedlung war?«

Ich nickte. »Eine primitive zwar, aber es war eindeutig ein Dorf.«

»Sie haben euch nicht bemerkt?«

Ich dachte an den Freak, dem ich die Kehle aufgeschlitzt hatte, und schüttelte den Kopf. Die anderen hatten uns nicht gesehen. Selbst wenn sie die Leiche fanden, konnten sie nicht sicher sein, was passiert war. Und mit ein bisschen Glück



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