Die Zeit-Verschwoerung 4 Diktator - Roman by Stephen Baxter

Die Zeit-Verschwoerung 4 Diktator - Roman by Stephen Baxter

Autor:Stephen Baxter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-04-25T16:00:00+00:00


IX

23. September

Gary fand heraus, dass Ben in jener Nacht der Schulaula-Prozedur und auch der nächsten nicht in seinen Schlafraum zurückgekehrt war. Und er erfuhr, dass »RuSHA« als Kürzel für das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS fungierte.

Am Dienstag dieser Woche, nach der in der Nacht von Sonntag auf Montag erfolgten Kategorisierung durch die SS, lag eindeutig etwas in der Luft. Die Nachmittagsschicht am Monument fiel aus, und die Arbeitskommandos wurden zurückgebracht. Es gab einen raschen Appell auf dem Fußballplatz, wo der Stalag-Kommandant ihnen allen erklärte, sie müssten dafür sorgen, dass sie so »vorzeigbar wie unter den gegebenen Umständen möglich« seien. Im Duschblock sollte es sogar den ganzen Nachmittag über warmes Wasser geben.

Am Ende des Tages, gegen sechs Uhr abends, wurden die Gefangenen dann zu einem weiteren Appell herausgerufen und nahmen Aufstellung hinter ihren Rangältesten.

Gary versuchte, Willis Farjeon aus dem Weg zu gehen, aber der RAF-Mann arbeitete sich zu ihm vor, während die Männer sich formierten. »Abend, Dünkirchen-Springinsfeld.«

»Was ist hier los, Willis?«

»Keine Ahnung, alter Knabe.«

»Und wo ist Hans Gheldman?«

»Ah. Meinst du nicht ›Ben‹? Oh, mach nicht so ein erschrockenes Gesicht. Er hat mir seine Geheimnisse schon vor langer Zeit offenbart. Wir standen uns nah, weißt du. Tja, sie haben ihn erwischt, so viel steht fest. Er ist Jude, oder? Dieser süße kleine beschnittene Schniedel ist ziemlich verräterisch.«

»Ich weiß nicht, warum die SS ausgerechnet nach ihm gesucht hat.«

»Schon komisch, was?« Willis seufzte. »Tja, er wird mir fehlen.«

»Ich sollte dir den verdammten Kopf abreißen«, zischte Gary.

Willis zwinkerte. »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich habe ihm nichts zuleide getan, weißt du. Na ja, ich hab ihn ein bisschen rumgeschubst. So bin ich nun mal. Aber er hat sich’s gefallen lassen, denn so ist er nun mal. Du kennst ihn doch bestimmt gut genug, um das zu wissen. Der unterwürfige Typ, unser Ben! Wir haben beide bekommen, was wir wollten, denke ich. Aber das spielt alles gar keine Rolle. Es hat nicht die geringsten Auswirkungen auf seine Beziehung zu dir gehabt.«

Gary runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«

Willis musterte ihn. »Ach, komm schon. Du bist derjenige, den er wirklich liebt, der arme Ben. Das weißt du doch!«

Gary war so schockiert, dass ihm die Worte fehlten.

Die Rangältesten ließen sie strammstehen. Sie machten kehrt und marschierten aus dem Lager, vielleicht zweihundert Männer, die meisten der Stalag-Insassen.

Sie nahmen den Weg, den Gary und sein Kommando jeden Tag nach Richborough und zur Baustelle des Monuments gefahren wurden. Heute jedoch gingen sie die wenigen Kilometer zu Fuß. An der Spitze und am Ende der Kolonne fuhren Lastwagen, in denen bewaffnete Soldaten saßen, die die Männer im Auge behielten. Außerdem wurden sie von weiteren Wachen begleitet, die neben ihnen hergingen, Wehrmachtsangehörige und SS-Leute, einige mit Hunden.

Der Abend dunkelte, und die Wachen hatten Fackeln. Der Himmel war bewölkt, die Luft jedoch frisch und trocken, und Gary glaubte, das Meer riechen zu können.

»Wie wär’s mit einem Lied, Jungs?«, rief Joe Stubbs.

»Lass gut sein, Stubbsy.«

»›The Huns were hanged, one by one, parleyvous …‹«

Die Deutschen in Garys Nähe schauten nervös drein.

»Das reicht, Stubbs«, sagte Danny Adams.



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