Die Zeit-Saga 03 - Die Feinde der Zeit by Tchaikovsky Adrian

Die Zeit-Saga 03 - Die Feinde der Zeit by Tchaikovsky Adrian

Autor:Tchaikovsky, Adrian [Tchaikovsky, Adrian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2023-12-13T00:00:00+00:00


6.4

Gothi/Gethli

Ich meine, danach sind wir wahrscheinlich zu weit gegangen.

Die Schuld liegt ganz bei dir.

Wir sind sehr gut bei dem, was wir tun, keiner ist besser, aber Ihroselbst setzt sehr großes Vertrauen in uns, und die Lage passt nicht so recht zu unseren Fähigkeiten. Es ist das Mädchen.

Weil sie da ist.

Alles ist da. Das ist die Definition von allem. Dass es da ist. Dinge, die nicht da sind, sind nichts. Ergo.

In den uralten Wäldern der Erde haben wir gelernt, alles Neue anziehend zu finden, weil es manchmal gegessen oder als Nistmaterial verwendet werden konnte. Neues zu untersuchen, wurde zur Basis für jeden Anspruch auf Intellekt, den wir in unserem früheren Zustand gehabt haben mögen. So bin ich, und ich bin die Grundlage, auf der du, der Denker neuer Gedanken, aufbaust.

Im Grunde behauptest du also, ohne dich bin ich nichts.

Endlich hast du es verstanden. Und nach der Erde hat man unseren früheren Zustand auf den Amboss namens Rourke gelegt und mit Hämmern darauf geschlagen. Eine Kolonie, die der um einiges einfacheren Arena von Imir hier nicht ganz unähnlich ist. Allerdings hatten die dortigen Kolonisten ein höheres technisches Niveau und waren doch weit weniger erfolgreich darin, sich selbst zu bewahren.

Sie dachten nicht an die Kinder, Gothi.

Aber was aus Rourke hervorging, selbst wenn es keine lebensfähige menschliche Kolonie war, das waren wir. Und in uns haben Technik und Evolution zusammengewirkt und ein Analyseinstrument entwickelt, das so komplex war, dass es, sobald die passenden Hälften zusammenfinden, während seiner Arbeit diese Art von rekursiver Kommunikation mit sich selbst führen kann. Verschafft uns einen Standort, und wir katalogisieren eine ganze Welt: Ich trenne die neuen Daten von den alten, und du entscheidest, was damit geschehen soll.

Ich habe mich noch nicht entschieden.

Weil diese Welt die ganze Zeit über vollkommen neu ist und es deshalb eine Menge Daten zu sichten gibt. Nur eines ist nicht die ganze Zeit über neu, und das ist Liff. Wir stoßen andauernd auf das Mädchen.

Was paradoxerweise bedeutet, dass gerade das, was immer dasselbe ist, das Neue ist. Und die Kaskaden von Unterschieden in allem anderen werden zum immer gleichen Hintergrundrauschen, das wir ignorieren können.

Deshalb sind wir losgezogen und haben mit Liff gesprochen. Eigentlich haben wir aufgehört, nach dem zu suchen, was Ihroselbst uns zu finden auftrug. Wir haben in ihrem Märchenbuch gelesen, denn man verwendet hier ein Schriftsystem, dem wir schon begegnet sind. Und wir haben uns so gut wie möglich an die Geschichten in diesem Buch angepasst.

So fügen wir uns in das Paradigma ihrer Welt ein, damit sie uns verstehen kann und tut, was wir wollen.

Und wie gut hat das funktioniert, wenn ich fragen darf?

…

Hmm, Gethli?

Sag du es mir, du bist doch diejenige, die sich an alles erinnert.

Im Farmhaus aus Sandsteinen setzt sich Liff in ihrem Bett auf. Die Läden ihres Fensters öffnen sich. Da hocken zwei Vögel, das Gefieder in Imirs kühler Winterluft gesträubt. Ihre Köpfe halten keinen Augenblick lang still.

»Die Hexe hat euch geschickt«, sagt das Mädchen. Aus Gethlis Sicht befinden sie sich damit innerhalb des Paradigmas. Natürlich haben wir nur Gethlis Sicht.



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