Die Zaubermuschel by Villefranche Anne-Marie

Die Zaubermuschel by Villefranche Anne-Marie

Autor:Villefranche, Anne-Marie [Villefranche, Anne-Marie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


8

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Eine Dame setzt sich durch

Dieser Claude Belanger, was immer für eine Sorte Dummkopf er auch sein mochte, hatte einiges zu verantworten, dachte Marcel, als er den Telefonhörer auflegte. Der Anruf war von Silvie Tournet gewesen, und ihr neuester Plan, ihre Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen, hatte ihn erstaunt und gleichzeitig amüsiert. Seit sie in der Rue Delambre ihre kleine Komödie gespielt hatte, schien sie so lüsterner Stimmung zu sein, daß sie darüber alle Nüchternheit und Vorsicht, vom normalen Anstand ganz zu schweigen, vergaß.

»Mein lieber Marcel, ich möchte, daß du mich heute abend in ein Bordell führst«, hatte sie am Telefon erklärt; er protestierte und behauptete, das sei unmöglich. »Wieso denn?« wollte sie wissen. »Männer gehen dorthin, um sich zu amüsieren, ohne sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. Jetzt, wo ich die weibliche Unterwürfigkeit abgestreift habe und mir sämtliche Freiheiten der Männer erlaube, habe ich auch das Recht, Etablissements dieser Art aufzusuchen. Du darfst mich um neun Uhr abholen.«

»Silvie — ich bitte dich! Überleg dir doch mal, was du da vorschlägst! Es wird den Männern peinlich sein, unter all den Mädchen des Hauses eine Dame zu entdecken — sie werden sich in ihrem Stolz verletzt fühlen — und das kann katastrophal sein!«

»Wieso denn?« fragte sie, nicht sonderlich freundlich.

»In einem Freudenhaus will kein Mann von einer Dame dabei beobachtet werden, wie er in seiner männlichen Herrlichkeit vor den Mädchen auf und ab stolziert. Deine Anwesenheit wird sie völlig verstören. Sie werden davonschleichen, ohne den Mädchen die Chance zu geben, an diesem Abend ihren Unterhalt zu verdienen. Und die Besitzerin wird wütend sein.«

»Was für ein Unsinn!« behauptete Silvie. »Du willst mir doch nicht weismachen, daß Männer, die Huren für ihre Liebesdienste bezahlen, so feinfühlig sind, daß sie die Anwesenheit einer anderen Frau völlig aus dem Konzept bringt! In Wirklichkeit fürchtest du, wenn du es nur ehrlich zugeben würdest, daß ich ein paar der Männer wiedererkennen könnte und sie mich — es wäre eine gesellschaftliche Schande, keine sexuelle.«

»Ich würde dir dennoch dringend raten, diese verrückte Idee fallen zu lassen«, sagte Marcel, ohne auf ihren Einwurf einzugehen. »Ich lade dich heute abend in die Folies Bergères ein — Männer schätzen diesen Ort, weil sie dort auf der Bühne hübsche Mädchen ohne Kleider zu sehen bekommen.«

Aber Silvie ließ sich von ihrem einmal gefaßten Plan nicht mehr abbringen.

»Der einfachste Weg, deine Bedenken zu überwinden«, sagte sie, »besteht darin, in ein drittklassiges Bordell zu gehen, nicht in eins de luxe, wo Männer, die ich kenne, Kunden sein könnten. Kennst du ein angemessenes Haus, wo du mich hinführen kannst, oder bist du nur in den teuren gewesen?«

»Natürlich kenne ich kein angemessenes Bordell, in das ich dich führen könnte«, gab er zurück. »Denn es gibt kein angemessenes.«

»So, so, jetzt begreife ich, was du unter männlichem Stolz verstehst«, kicherte Silvie. »Wenn ich dabei bin, dann schämst du dich, in ein Freudenhaus zu gehen, obwohl du es allein ohne zu zögern aufsuchen würdest. Aber, sag mir doch, vor wem schämst du dich denn? Vor mir? Vor den Mädchen dort? Vor dir selbst?«

»Manche



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