Die Zauberfrau: Roman (German Edition) by Lind Hera

Autor:Lind, Hera [Lind, Hera]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frauenunterhaltung, selbstbewusst, witzig, Herz, Männer, Liebe, Chaos, Romantik, Bestseller, Ehe, Selbstbewusstsein, Powerfrauen, Humor, Mann
ISBN: 9783955200428
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00

»Hallo? Ich melde mich auf Ihre Anzeige!«

Die Stimme war eindeutig männlich. Jung, sympathisch, frisch, aber eindeutig männlich.

»Welche Anzeige?«, sagte ich.

»Die vom Samstag im Kölner Stadtanzeiger«, sagte die Stimme. »Sie suchen einen Babysitter.«

»Nicht ganz«, antwortete ich freundlich. »Wir suchen eine Kinderfrau zur Betreuung unserer sechsjährigen Zwillinge Ernie und Bert. Für die Zeit vom i. Juni bis zum 3O. Juni. Rund um die Uhr, da beide Eltern beruflich verreist sind. Kochen und leichte Hausarbeit erwünscht. Steht doch alles drin.«

»Ja«, sagte die junge männliche Stimme. »Ich kann lesen. Steht alles drin. Gute Bezahlung steht auch noch drin.«

Ich hörte die männliche Stimme zufrieden grinsen. »Tja«, sagte ich bedauernd. »War trotzdem nett, dass Sie sich gemeldet haben.« Ich wollte auflegen. Das fehlte mir gerade noch. So ein rotziger Grünschnabel, dem es nur aufs Geld ankam. Nein, nein, meine Zwillinge sollten geliebt und gehätschelt werden, wenn schon ihre Rabeneltern ihrer egoistischen Wege gingen. Pfui aber auch.

Es war Ernstberts Idee gewesen, eine Anzeige aufzugeben. Und ich hatte versprochen, dass ich nur dann auf Tournee gehen würde, wenn sich eine tausendprozentige Lösung ergeben würde. Ich stellte mir eine selbstgestrickte gute alte Tante vor, die meinen geliebten Jungkälbern jeden Morgen dickflüssigen Kakao zubereitete und ihnen mittags Kohlrabi und Möhrchen durcheinander in den hungrig aufgerissenen Schnabel schob und ihnen abends Gute-Nacht-Geschichten vorlas, mit Nickelbrille und groben Wollstrümpfen und wadenlangen Faltenröcken unter der rosafarbenen Kittelschürze. Und die sie dann in den Arm nahm und knuddelte, wie ihnen das zustand. Wenn sie gleichzeitig ein bisschen putzte und aufräumte und Rödelhosen flickte und Pflaumen einweckte und den Dachboden entrümpelte, würde ich nichts dagegen haben. Deshalb hatten wir geschrieben: Erstklassige Bezahlung bei erstklassiger Leistung.

»Moment«, sagte der junge Mann am anderen Ende der Leitung.

»Ich bin an dem Job interessiert!«

»Wie alt sind Sie denn?«

»Zweiundzwanzigeinhalb. «

»Und was machen Sie so?«

»Studieren.«

»Was studieren Sie denn?« Vielleicht Medizin oder Jura oder Beweäll oder was diese ganzen jungen Akadämlinge so trieben, wenn sie nicht Golf fuhren?

»Das Leben.«

»Aha«, sagte ich. Ein Rumtreiber also. Einer, der sich von seinen Eltern durchfüttern ließ. Ein Schwätzer. Ein neureiches Kerlchen, das die Frechheit besaß, mir meine teure Zeit zu stehlen. Kommt mir nicht ins Haus, dachte ich. Nich für Geldtabei.

Dann bleib ich eben zu Hause. Man muss auch mal verzichten können. Und Haue obendrein.

»Pädagogik und Hauswirtschaftswissenschaften studiere ich, um genauer zu sein«, sagte der junge Mann. »Schließlich will ich mal heiraten.«

Das machte allerdings einen soliden Eindruck. »Was wollen Sie denn mal werden, wenn Sie fertig studiert haben?«

»Hausmann.«

»Schöner Beruf eigentlich für einen Mann«, sagte ich.

»Find ich auch. Hausmann ist mein absoluter Traumberuf.«

Auch wenn er mich nur hinhalten wollte, das Gespräch begann mir Spaß zu machen.

»Soso. Hausmann ist also Ihr Traumberuf. Erzählen Sie mal, wie Sie dazu kommen«, sagte ich streng.

»Ich wünsche mir ein schönes, gemütliches Heim und eine liebe, starke Frau, die ich umsorgen darf. Und natürlich viele Kinder.«

»Haben Sie Erfahrung?«, fragte ich noch strenger.

»Ja. Drei kleine Geschwister.«

»Können Sie kochen? Ich meine, mehr als Dosen öffnen?«

»Natürlich. Das ist ja wohl das mindeste, wenn man sich für so eine Stelle bewirbt. Ich mach übrigens nur Vollwertkost. Hab gerade zwei Semester Ernährungswissenschaften mit einem Leistungsschein abgeschlossen.

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