Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer by Peinkofer Michael

Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer by Peinkofer Michael

Autor:Peinkofer, Michael [Peinkofer, Michael ]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-01T05:00:00+00:00


Er hatte auf das Ende gewartet, aber es war nicht gekommen. Wer ihn hingegen in seiner Kerkerzelle besuchte, war Alannah.

Mit verschwimmendem Blick sah Granock sie eintreten, in ihre Rüstung aus schwarzem Leder gekleidet und in einen schwarzen Umhang gehüllt, eine Herrscherin der Dunkelheit. Anders als bei ihrem letzten Besuch allerdings war sie allein, zumindest war keiner ihrer zwergenhaften Begleiter zu sehen.

»Warum ... bist du hier?«, stieß Granock hervor. Wegen des fetten Kloßes, zu dem seine Zunge angeschwollen war, bereitete ihm das Sprechen immer größere Mühe. »Willst du dich ... an meinem Unglück weiden? Hat Rothgan ... dich geschickt...?«

Sie antwortete nicht, sondern musterte ihn nur. Offenbar, sagte sich Granock hatte etwas in ihm ihre Neugier geweckt, auch wenn sie sich nicht an ihn erinnerte. Sie sah ihn an, wie man eine Statue oder eine Skulptur betrachtet, interessiert, aber ohne jede Anteilnahme.

»Hilf mir«, unternahm Granock einen letzten verzweifelten Versuch, an die Frau zu appellieren, die sie einst gewesen war. »Hilf mir, Alannah ...«

»Warum sollte ich das tun?«

»Weil wir uns kennen«, erwiderte er leise, fast flüsternd. »Weil es eine Zeit gab, da wir einander geliebt haben ...«

»Liebe?« Sie lachte auf. »Du lügst.«

»Ich wünschte, es wäre so«, hauchte er heiser. Seine Schläfen pulsierten, ihm war speiübel, und seine Augäpfel vermittelten ihm den Eindruck, sogleich platzen zu wollen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er das Bewusstsein verlor. Wenn er etwas unternehmen wollte, dann musste er es jetzt tun, auf der Stelle ...

Was hatte er zu verlieren?

»Komm näher ...«, krächzte er.

»Wozu?«

»Muss dir etwas ... sagen ...«

Ihr Blick verriet Befremden. Der Gedanke an körperliche Nähe schien ihr ebenso abhandengekommen zu sein wie Gnade oder Mitgefühl. Das, dachte Granock bitter, war also die neue Zukunft, die der Dunkelelf seinen Anhängern versprach, die bessere Welt. Gefühle schienen darin ausgelöscht zu sein, und alle Wesen, selbst die sanftmütigsten, würden nur noch das tun, was ihr finsterer Herrscher ihnen befahl. War es das, was Aldur gewollt hatte? War dies das wiedergeborene Elfenreich? Die Rückkehr des Goldenen Zeitalters?

Granock lachte keuchend auf, was das Interesse der Dunklen Königin zu wecken schien. »Was willst du?«, zischte sie noch einmal feindselig, während sie langsam näher kam.

»Muss dir ... etwas sagen«, wiederholte Granock, während sein gepeinigter Geist sich bereits konzentrierte.

Dazu, das große Ganze zu erfassen, war er nicht mehr in der Lage. Er hatte keine Ahnung, weshalb sie zu ihm gekommen war, ob sie Pflichtbewusstsein oder das genaue Gegenteil davon zu ihm getrieben hatte. Aber in dem Augenblick, da Granock erkannt hatte, dass sie allein war und ohne Begleitung ihrer kleinwüchsigen Schergen, da war ihm klar gewesen, dass er handeln würde.

Mit verschwimmenden Blicken sah er sie näher kommen, und er richtete seine ganze verbliebene Kraft darauf, einen letzten, verzweifelten Zauber zu wirken. Nicht, um sein Leben, sondern um seine Erinnerungen zu retten, um noch einmal das wärmende Licht der Sonne auf seinem Gesicht spüren und das Leben zu kosten, wie es einst gewesen war.

Es kostete ihn seine ganze Überwindung und buchstäblich seine letzte Kraft - aber in dem Augenblick, da sie in seine Reichweite kam, verhängte er den Zeitenbann.



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