Die Wunschblase by Pea Jung

Die Wunschblase by Pea Jung

Autor:Pea Jung [Jung, Pea]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3735761151
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2014-07-31T22:00:00+00:00


Drei Monate später

Ich gehe täglich in die Gruppensupervision, habe einmal wöchentlich Einzelsupervision und verbringe sehr viel Zeit mit Sirina. Dennoch fühle ich mich nicht in der Lage, einen neuen Auftrag anzunehmen. Auch der Rat des Oberdschinn, ich solle alle Geschehnisse in einer Art Tagebuch sammeln, um damit besser klar zu kommen, hilft mir nicht wirklich weiter. Sirina ist die Einzige, die ansatzweise erahnt, wie es mir geht.

Falls ich jemals wieder arbeiten sollte und Wünsche bearbeite, die etwas mit einem gebrochenen Herzen zu tun haben, werde ich besonders sorgfältig vorgehen. Das habe ich mir geschworen.

Von Sirina erfahre ich immer wieder, dass kleine Seifenblasen von Ben eintreffen, die aber nicht bearbeitet werden können, weil er sich ganz konkret meine Rückkehr wünscht.

Ich ignoriere diese Informationen, da die Zeit meine Wunde keinesfalls heilt. Der Schmerz ist immer da. Weil aber anscheinend von meinem Umfeld so langsam erwartet wird, dass ich wieder in die Spur zurückfinde, tue ich bei den Supervisionen einfach so, als ginge es mir schon wesentlich besser.

Eines Morgens stattet mir der Oberdschinn einen Besuch ab. „Carolyn, es wird Zeit, dass Sie wieder loslegen. Je länger Sie warten, umso schwieriger wird es werden. Gehen Sie und ziehen Sie eine Blase.“

Ohne Widerspruch verbeuge ich mich. Der Dschinn begleitet mich in die große Halle und ich meide den Tisch, an dem ich Bens Blase gezogen habe, obwohl er frei ist. Nachdem ich die bekannte Prozedur durchgeführt habe, schwebt eine kleine grünliche Blase auf mich zu und ich versenke sie in der Mulde des Tisches.

Ich sehe einen sehr alten Mann und schnaufe erleichtert durch. Er liegt im Sterben und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass seine Familie noch einmal zu ihm zu Besuch kommt. So weit so gut. Seine beiden Söhne sind erwachsen und haben Familien. Der eine Sohn wohnt in Alabama und der andere in Regensburg. Der alte Mann liegt in einem Krankenhaus in … Frankfurt. Das darf doch nicht wahr sein!

Innerlich schreie ich nach Hilfe und der Oberdschinn, der mich von der Galerie aus beobachtet, antwortet sofort: „Was ist los?“

„Es ist Frankfurt, Dschinn. Wieso ist es Frankfurt?“

„Die Blase sucht sich den Dschinn aus, nicht umgekehrt.“

Ich statte dem alten Mann im Krankenhaus einen kurzen unsichtbaren Besuch ab und rede etwas mit ihm, merke aber schon, dass er schlecht auf mich reagiert. Es gibt Menschen, die sehr gut auf diese unterbewusste Ansprache reagieren, andere reagieren nur zögernd, manche gar nicht. Bei dem alten Mann werde ich um einen persönlichen Besuch nicht herumkommen. Zuerst will ich jedoch die Söhne bearbeiten. Der alte Mann hat sich mit ihnen zerstritten und vor längerer Zeit den Kontakt abgebrochen. Trotzdem renne ich offene Türen ein, als ich den beiden sichtbar und unsichtbar auf den richtigen Weg helfe.

Nachdem ich Alabama und Regensburg klargemacht habe, was erstaunlich leicht ging, kehre ich in das Krankenhaus zurück. Ich habe beschlossen, den alten Mann einfach zu besuchen und ihm die Botschaft zukommen zu lassen, dass seine Söhne auf dem Weg zu ihm sind. Vielleicht gibt ihm das noch die Lebensenergie, die er braucht, um durchzuhalten.

Zu diesem Zweck gebe ich mich als Ärztin des städtischen Krankenhauses aus.



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