Die Wiederkehr by Hohlbein Wolfgang

Die Wiederkehr by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783802529344
Herausgeber: Vgs
veröffentlicht: 2003-04-14T22:00:00+00:00


Die Bresche war nicht so groß, wie es aus der Ferne den Anschein gehabt hatte, doch die Explosion und der anschließende Regen aus brennenden Trümmern und Steinbrocken hatte einen immensen Schaden angerichtet. Mindestens ein halbes Dutzend Häuser stand in Flammen und würde bis auf die Grundmauern niederbrennen, und eine noch größere Anzahl von Gebäuden war schwer beschädigt.

Überall lagen Steine und brennendes Holz, und Andrej konnte selbst von seinem entfernten Standpunkt aus erschreckend viele Gestalten sehen, die reglos zwischen den Trümmern lagen. Niemand kümmerte sich um sie. Wer nicht damit beschäftigt war, gegen die eingedrungenen Türken zu kämpfen oder die brennenden Gebäude zu löschen, hatte sein Heil in der Flucht gesucht - wenngleich die meisten in der Masse der Soldaten stecken geblieben waren, die aus allen Richtungen herbeiströmten, um die eingedrungenen Angreifer zurückzuschlagen.

Zumindest der Gegenangriff würde vermutlich von Erfolg gekrönt sein, dachte Andrej: Von dem Mauerabschnitt aus, auf den von Salm und sie geeilt waren, hatte er einen guten Blick auf die Stelle, an der die Pulverladung ein Loch in die Mauer gerissen hatte. Was von Salm über die Festigkeit der Stadtmauern Wiens gesagt hatte, schien der Wahrheit zu entsprechen. Selbst die gewaltige Sprengladung, die unter ihrem Fundament explodiert war, hatte nur eine doppelt mannsbreite und kaum zwei Meter hohe Bresche in die Mauer gerissen, die nicht einmal annähernd ausreichte, um eine ernst zu nehmende Anzahl von Angreifern passieren zu lassen. Die Verteidiger schlachteten sie fast schneller ab, als sie hereinkommen konnten, und der Angriff hatte auch schon deutlich an Schwung verloren - was sicher auch daran lag, dass auf der Mauer unmittelbar über der beschädigten Stelle mindestens hundert Schützen Aufstellung genommen halten, die mit Gewehren, Bögen und Armbrüsten auf die türkischen Truppen schossen.

Dennoch wirkte von Salm sehr beunruhigt, und als Andrejs Blick seiner Geste folgte, verstand er, warum. Die Bresche in der Mauer mochte nicht besonders breit sein, doch ein Teil der Straße davor hatte sich deutlich abgesenkt, wie ein altes, mit Schiefer gedecktes Dach, dessen Balken unter der Last der Jahre allmählich nachzugeben begannen.

»Die Katakomben?«, fragte er.

»Oder der Tunnel, den sie gegraben haben«, antwortete von Salm düster. »Wir müssen die Straße abstützen. Wenn sie nachgibt, könnte dieser ganze Mauerabschnitt zusammenbrechen.« Er wandte sich an den jungen Leutnant neben sich. »Kennt Ihr Euch in diesem Teil der

Kanäle aus?«

Der Mann nickte, und von Salm fuhr fort: »Dann nehmt Euch dreißig Männer und geht hinunter. Ich schicke einen Trupp Männer, der die Bresche mit Balken verschließt, sobald klar ist, dass Solimans Truppen nicht auch dort unten einzudringen versuchen.«

»Nein«, sagte Andrej rasch. »Es ist besser, wenn wir gehen.« Von Salm schüttelte sofort und mit großem Nachdruck den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, befand er. »Ihr seid viel zu wichtig, als dass Ihr Euer Leben bei dieser Mission gefährden dürftet.«

»Und wenn sie dort unten auf Frederic und seine Kreaturen treffen?«, fragte Andrej. »Habt Ihr vergessen, wo wir das erste Mal auf sie gestoßen sind, Graf? Wenn dort unten keine Türken sind, sondern Frederic und seine Höllenbrut, dann werdet Ihr keinen Eurer Krieger wieder sehen.



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