Die Weltreligionen by Hutter Manfred

Autor:Hutter, Manfred
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406622748
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2014-12-11T00:00:00+00:00

b) Die Tang-Zeit: Das 7. bis 10. Jahrhundert war die Zeit der Konsolidierung des Daoismus. Zwar war während der Tang-Zeit der chinesische Staat durch konfuzianische Werte geprägt, doch haben die Tang-Kaiser den Daoismus durch die Anlage von Klöstern sowie durch Finanzhilfen zur Durchführung religiöser Feiern bzw. zum Druck daoistischer Schriften gefördert. Denn die Kaiser betrachteten Laozi als ihren (mythischen) Ahnherrn. Dadurch gelang es den Daoisten mit staatlicher Unterstützung, ihre Religion als den «korrekten» Kult in China weithin durchzusetzen.

Bereits im Jahr 624 soll der Tang-Herrscher Gaozu daoistische Priester ins Königreich Koguryo nach Korea gesandt haben. Dort wurden die Lehren von der Unsterblichkeit und von den Drei Reinen mit autochthonen Konzepten verbunden, so dass der «koreanische Daoismus» für die Koreaner zu einem festen Bestandteil des Landes wurde. Während der Zeit der Vereinten Königreiche von Silla (668–935) kamen auch alchemistische Techniken aus China nach Korea, die besonders in der Oberschicht populär wurden. Auch die Organisation des koreanischen Daoismus nach chinesischem Vorbild setzte in dieser Zeit ein. Trotz der Wechselbeziehung mit China zeigt der koreanische Daoismus ein deutliches eigenständiges Gepräge. Weder der Jadekaiser noch der mythologische Ahnherr Laozi werden für die koreanisch-daoistische Welt- und Geschichtsdeutung rezipiert, vielmehr übernehmen die eigenen mythologischen Figuren Hwanin, Hwanwung und Dangun deren Rolle. Da diese drei koreanischen übernatürlichen Wesen als Einheit gesehen werden können, steht der Weg offen für ihre «Daoisierung» als die Drei Reinen. So zeigt der koreanische Daoismus zugleich, wie sich der chinesische Daoismus wandelt, um sich in einem neuen kulturellen Umfeld in eigenständiger Weise zu entfalten.

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