Die Versuchung by J. R. Ward

Die Versuchung by J. R. Ward

Autor:J. R. Ward
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Paranormal
ISBN: 3453267966
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-06-11T22:00:00+00:00


Sechsundzwanzig

Es war schon eine Weile her, dass Adrian das letzte Mal ein Stockwerk tiefer gewesen war – und nein, damit war nicht der Keller gemeint. Als er die höllischen Wände anstarrte, die unendlich in die Höhe ragten, drehte sich ihm der Magen um, und er wünschte sich von ganzem Herzen, er hätte Jim nicht versprochen, Devina abzulenken.

Natürlich hatte sie sich auf ihren Arbeitstisch gepflanzt, als wollte sie ihn dazu zwingen, in diese Richtung zu sehen.

»Hallo, hallo«, raunte sie mit ihrer tiefen, samtigen Stimme. »Hattest du Sehnsucht nach mir?«

Beim Anblick der Dämonin spürte Adrian, wie der Hass in ihm aufstieg. Da saß sie mit übereinandergeschlagenen Beinen und entblößtem Dekolleté und genoss ganz offensichtlich die Tatsache, dass er auf metaphysische Weise nach ihr geklingelt hatte, in vollen Zügen. Ha! Was er eigentlich am liebsten mit ihr täte, war, ihr ein Messer in den Rücken zu rammen – genau wie eine ihrer Harpyien es in ihrem Auftrag bei Eddie getan hatte.

»Nicht im Geringsten«, hörte er sich antworten.

»Ooooch, Adrian.« Sie hüpfte von ihrem Hochsitz herunter und kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu. »Immer noch sauer wegen deines Kumpels?«

»Nein. Was passiert ist, ist nun mal passiert.«

Ihr Schmollen ließ ein wenig nach. »So gleichmütig. Du machst nicht zufällig eine Therapie? Ich habe festgestellt, dass mir das unheimlich hilft.«

»Wobei? Die Tatsache zu verarbeiten, dass du dieses Spiel verlieren wirst?«

Etwa dreißig Zentimeter vor ihm blieb sie stehen. Das Schnurren war aus ihrer Stimme verschwunden. »Sei dir da mal nicht so sicher, Engel. Diese Runde läuft bisher ausgezeichnet für mich.«

»Ich wette, das hast du die letzten drei Mal auch gedacht, was?« Er beugte sich zu ihr vor, obwohl das den Druck auf sein schwaches Bein verschlimmerte. »Es muss hart sein, ständig zu verlieren.«

»Ich hab immerhin zwei Fahnen.«

»Von denen du nur eine wirklich verdient hast.«

Jetzt lächelte sie, wobei ihre vollen Lippen scharfe, weiße Zähne entblößten. »Trotzdem gehören beide mir.« Sie zeigte auf eine massive Eichentür mit Eisenbeschlägen. »Wirf ruhig einen Blick auf meine Deko.«

Und wirklich, über dem Ausgang hingen am Türrahmen befestigt zwei der Spielflaggen.

Mann, wie ihn das ankotzte.

»Du bist sauer auf Jim, stimmt’s?«, fragte die Dämonin listig.

»Nein.«

»Lügner.« Dabei stellte sie sich auf Zehenspitzen und leckte ihm über die Lippen. »Ist das nicht der Grund, weshalb du gekommen bist? Um ihm eins auszuwischen?«

»Nein.« Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er den anderen Engel mit seiner Bitte einfach hängen lassen.

»Ach ja?« Nun wanderten ihre Hände zu seiner breiten Brust, während ihre Hüfte die seine streifte. »Ich glaube schon.«

Sein Körper reagierte auf ihre Nähe, indem er rebellierte: Seine Haut juckte, seine Schultern verhärteten sich zu Stahlträgern, und sein Magen schlug Purzelbäume. Es verschlimmerte sich noch, als sein Blick an ihrem falschen schönen Gesicht vorbei zu diesem Tisch wanderte.

Unmöglich, nicht daran zu denken, was sie ihm darauf angetan hatte.

Plötzlich fragte er sich, ob Eddie nicht doch recht gehabt hatte. Vor langer Zeit, als Adrian sich endlich von hier unten hatte befreien können, hatte sein bester Freund ihn gewarnt, dass Missbrauch dieser Art sich nicht nur im Kopf und auf emotionaler Ebene festsetzte, sondern auch in der Seele, den Knochen, im Blut.



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